Olympia-Athleten holen sich Selbstvertrauen

SID

Halle/Saale - Vage Olympia-Hoffnungen für Peking, trübe Aussichten für die Zukunft: Das deutsche Amateurboxen zeigte beim 36. Chemiepokal in Halle/Saale alle Facetten.

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Während sich die Olympia-Starter Rustam Rahimov (Velbert) und Jack Culcay-Keth (Darmstadt) mit Siegen im Bantam- sowie Weltergewicht Selbstvertrauen für ihren Olympia-Start holten, konnten weder ihre Peking-Begleiter Wilhelm Gratschow (Gifhorn) und Konstantin Buga (Berlin) noch die anderen jungen Faustkämpfer aus der Staffel des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) die Krise übertünchen.

"Das Turnier war die richtige Prüfung für unsere Leute, auch wenn die Ergebnisse sehr unterschiedlich sind", sagte der Leitende Bundestrainer und Sportdirektor, Helmut Ranze.

Defizite bei Buga

Dabei lobte er die Steigerung von Rahimov und die Entwicklung von Culcay-Keth. Beide sollten auch in der Lage sein, bei einer günstigen Auslosung in Peking zumindest das Halbfinale und damit die Medaillenränge ins Visier zu nehmen. "Vorgaben nenne ich nicht. Boxt einer deswegen besser?", fragte Ranze.

Bei Buga sieht der Sportdirektor noch große Defizite in der Kampferöffnung und in der Schlagstärke sowie dem druckvollen Fight. Gratschow soll in Peking nur für die Zukunft lernen. "Er kann frei von der Leber weg boxen", empfahl Ranze.

"Ohne Geld keine Erfolge"

Die Anschlusskader, die die Olympia-Qualifikation verpassten, bekleckerten sich beim einzigen deutschen Turnier mit Weltklasse-Besetzung nicht mit Ruhm. Zwar wurde die deutsche Staffel auch dank des innerdeutschen Finalduells zwischen Rene Krause (Köln) und Robert Woge (Halle) am Ende erfolgreichste Nation, da aber beispielsweise Kuba ganz fehlte und Russland nur die zweite Garde nach Sachsen-Anhalt schickte, war dies eher Augenwischerei.

Das weiß auch Ranze. "Wenn es im Boxen und im deutschen Sport generell nicht weiter bergab gehen soll, muss sich an der Sportförderung etwas ändern. Es nützt nichts, Erbsen zu zählen und Papier zu beschreiben, das ist geduldig. Planungen und Konzepte müssen finanziert werden. Und dazu zählt auch, die Athleten abzusichern, nicht nur sportlich, sondern auch sozial", forderte der langjährige Trainer.

Nationen wie Großbritannien, Italien, Frankreich, aber auch Indien, Australien und die Mongolei machen es den Deutschen vor. "Dort wandern die besten Amateure nicht zu den Profis ab, weil sie auch finanziell gefördert und im Erfolgsfall lukrativ honoriert werden. Ohne Geld werden wir keine Erfolge mehr haben, denn Erfahrung sammelt man heute nur noch bei schweren internationalen Turnieren", sagte Ranze.