Jan Ullrich will ein Buch schreiben

SID

Berlin - Zwei Monate nach Einstellung der Betrugs-Ermittlungen gegen Zahlung einer sechsstelligen Summe hat sich Jan Ullrich wieder in der Öffentlichkeit gezeigt.

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Der im Februar 2007 zurückgetretene Tour-de-France-Gewinner von 1997 war Stargast bei der Eröffnung des Rad-Geschäftes seines Bruders Stefan in Berlin-Pankow.

Die Stimmung war trotz Dauerregens familiär - der harte Kern seiner Fans ließ sich durch die Nachrichtenlage der vergangenen Jahre nicht abschrecken.

"Dinge klarstellen" 

"Ich werde ein Buch schreiben, um meine Sicht der Dinge darzustellen, aber ich muss dafür erstmal Kraft tanken", sagte Ullrich vor dem Hintergrund der aktenkundigen Doping-Verdächtigungen gegen ihn.

Er hofft, dass die Skandale der letzten Jahre zu einer gewissen Gesundung der schwer angeschlagenen Branche führen: "Der Radsport wird sich selbst reinigen. Die Sponsoren gehen raus, das Geld geht raus. Dann fährt man nur noch mit dem Herz."

 "Perfekte Rennräder, auf die Profis vertrauen und siegen" steht über dem Eingang des gerade eröffneten Fahrradladens seines älteren Bruders, der Jan Ullrich als Mechaniker schon zu Bianchi- und T-Mobile-Zeiten betreute.

Vor der Tür sitzen im Schutz eines Partyzelts zehn Männer bei Bier, Bockwurst und Erbsensuppe. Eine Stunde später sind es um die 40, ein durchtrainierter Bodyguard bewacht den Eingang. "Keiner darf rein", ruft der Chef immer wieder.

Fans stehen im Regen 

Der Alkoholpegel steigt, die Stimmung sinkt. Ullrich lässt die Fans im Regen warten. Nach einer Viertelstunde rauschen die ersten ab, laut schimpfend über die Star-Allüren des Ex-Radprofis. Dann kommt er endlich - im Auto.

Eine halbe Stunde verspätet erscheint der prominente Bruder zum Autogramme schreiben. Gedrängel, Aufregung, immer nur fünf Autogrammjäger dürfen gleichzeitig in den Laden.

Jan Ullrich ist gekommen, um Werbung für den Laden seines Bruders zu machen. Er selber will nur noch "aus Leidenschaft" fahren. Aus der Öffentlichkeit und aus dem Profisport habe er sich bewusst zurückgezogen.

"Dieser Ausstieg, das war ja wie ein Loch ins Herz geschossen", betrachtete Jan Ullrich im Rückblick seinen Abgang aus dem Metier. Die am 5. Juli beginnende nächste Tour will der zweifache Familienvater nur sporadisch im Fernsehen verfolgen: "Das erinnert mich an alte Sachen. Das ist natürlich schmerzhaft."