Aus Europacup wird Team-EM

SID

Annecy/Frankreich - Europas beste Leichtathleten haben aus der "Trauerfeier" für den Europacup noch einmal ein Freudenfest gemacht. In einem Jahr schon wird die Team-Europameisterschaft aus der Taufe gehoben.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Wir stehen am Anfang einer neuen Entwicklung. Diese Reform ist vielleicht keine Revolution, aber auf jeden Fall viel mehr als ein Facelift", sagte Hansjörg Wirz, Präsident der Europäischen Leichtathletik-Union (EAA), in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa im französischen Annecy.

"Die Premiere der Team-EM geht 2009 am dritten Juni-Wochenende in Portugal über die Bühne", ergänzte der Schweizer.

"Attraktiver, besser, transparenter"

Mit frischen Ideen und einem neuen Format soll die olympische Kernsportart moderner werden, der Sport allerdings nicht von der Show überrollt werden. Wirz bringt seine Philosophie auf drei Punkte: "Attraktiver, besser, transparenter."

Der Europacup hat ausgedient, in der malerischen Kleinstadt Annecy - eine Autostunde südlich von Genf - ging nach 43 Jahren ein europäisches Leichtathletik-Kapitel zu Ende: Die 29. Auflage des Nationen-Wettstreits war zugleich die letzte, 2009 wird es die 1. Team-EM geben. Ob die letzten Sieger ihre Pokale behalten dürfen, wusste nicht einmal der Chef. "Ich glaube schon, aber da muss ich nochmal nachfragen", sagte Wirz.

"Mannschaft steht im Vordergrund"

Knapp zwei Monate vor den Weltmeisterschaften in Berlin (15. bis 23. August) gehen bei der Team-EM in Portugal erstmals die besten zwölf europäischen Nationalmannschaften an den Start, es gibt eine Gesamtwertung für Frauen und Männer sowie eine Trophäe.

"Die Mannschaft soll im Vordergrund stehen, erst dann kommt das Einzelergebnis", erklärte Wirz, der auch die Namensänderung für sehr wichtig hält. "Wer weiß denn, was ein Cup ist? Aber die ganze Gesellschaft weiß heute, was Meisterschaften sind."

Zeit für Innovationen

Probleme dürfte indes nicht der Name machen, sondern das jüngste "Kind" der Leichtathletik selbst. Denn das innovative Format ist gewöhnungbedürftig: Vorkampf, Halbfinale und Finale wie bei den Sprints auch im Weitsprung und in den Wurfdisziplinen; für Hochspringer und Stabartisten soll künftig nach sieben Versuchen Schluss sein.

In den langen Läufen scheiden jeweils drei Athleten am Ende des Feldes vorzeitig aus. "Wir wollen den Weit- und Hochsprung nicht neu erfinden - aber wir brauchen Neues. Im Tennis gibt es drei, vier oder fünf Sätze - aber wir machen immer das Gleiche", meinte der EAA-Präsident.

Erste Kritiken werden laut

Bei sechs EAA-Meetings soll das neue Wettkampfsystem in dieser Saison zunächst getestet werden. Auch Wirz sieht durchaus noch Diskussionsbedarf - Veränderungen nicht ausgeschlossen. "Über die sieben Versuche bei den vertikalen Sprüngen müssen wir noch diskutieren."

Für die Sportler zählt derzeit nur Olympia, kritische Stimmen zur neuen Team-EM gibt es aber schon. Nur sind nicht alle so rigoros wie Kugelstoßer Peter Sack: "Ich hoffe, dass die Team-EM bald wieder abgeschafft wird. Den Europacup finde ich gut, so wie er jetzt ist."