Ein Federer-Moment muss her!

Von Florian Regelmann
Roger Federer
© Getty

München - Ist es also mal wieder soweit. Im Finale der French Open treffen Roger Federer und Rafael Nadal aufeinander.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

So wie auch im letzten Jahr. Und wie im vorletzten Jahr. Wieder einmal hat sich Federer durch sechs harte Runden gekämpft und sich damit im wahrsten Sinne des Wortes in die Position gearbeitet, den letzten Schritt zum Karriere-Grand-Slam zu machen.

12 Major-Erfolge hat Federer auf seinem Konto: 5 Mal Wimbledon, 4 Mal US Open, 3 Mal Australian Open.

Nadal wie Steffi 

Nur dieser "lästige" Titel bei den French Open fehlt. Ob er ihn noch gewinnen wird oder nicht, den Rekord von 14 Grand-Slam-Siegen von Pete Sampras wird Federer aller Voraussicht nach brechen und spätestens dann als der größte Tennisspieler aller Zeiten gelten.

Was Roland Garros angeht, ist Federers Problem, dass er zwar der größte Tennisspieler aller Zeiten sein mag, aber es aus seiner Sicht dummerweise mit dem größten Sandplatzspieler aller Zeiten zu tun bekommt.

Während Federer ein paar Mal, ob gegen Albert Montanes, Fernando Gonzalez oder im Halbfinale gegen Gael Monfils, zumindest teilweise ein paar Schwächen zeigte, spielte sich Nadal im "Steffi Graf-Stil" durch das Turnier.

37 Spiele hat Nadal bis zum Finale abgegeben. Macht im Schnitt knapp über sechs pro Match. Und das beim härtesten Turnier der Welt. Eigentlich nicht zu glauben.

Federer selbstbewusst 

Absolute Top-Spieler auf Sand wie Fernando Verdasco oder Nicolas Almagro wurden von Nadal gedemütigt. Novak Djokovic schoss er im Halbfinale in den ersten beiden Sätzen auch vom Platz.

Nadal spiele jeden Punkt wie einen Matchball, stöhnte Djokovic im Anschluss. 27-0 lautet Nadals Bilanz in Paris.

Der letzte Spieler, der ihm einen Satz abnehmen konnte? Federer. Im vergangenen Jahr im Finale.

"Ich glaube, dass ich die körperliche Form, die Taktik und das Niveau habe, ihn zu schlagen. Ich fühle mich besser als je zuvor", so Federer selbstbewusst. 

Dennoch gibt kaum einer dem 26-Jährigen eine Chance. Gegen die "Maschine" Nadal. Gegen die unaufhörliche Power wird er wohl den Kürzeren ziehen.

Wird er wirklich? Hier sind zwei Gründe, warum es Federer doch packen kann.

Der Kopf: Im tiefsten Innern ist Federer bis heute genervt von dem Gerede, dass er sich in diesem Jahr bislang anhören musste.

Bei den Australian Open kam er "nur"  ins Halbfinale. Er hat "nur" einen Turniersieg in dieser Saison zu Buche stehen. Und das "nur" in Estoril. Federers Zeit läuft langsam ab, der König ist tot.

Federer, der Anfang des Jahres am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt war und allein deshalb lange nicht fit war, will in Paris alle Kritiker mundtot machen. Ein Finalsieg gegen Nadal ware der größte Triumph seiner Karriere. Und eine ganz große Genugtuung.

Das Spiel: Rein spielerisch gibt es keinen Zweifel, dass es noch nie einen so eleganten und kompletten Spieler gab wie Federer.

Sein Schlagrepertoire sucht seinesgleichen. Genau das muss er im Finale ausspielen. Die Versuche mit Nadal von der Grundlinie mit zu powern, sind gescheitert. Das weiß Federer. Er muss versuchen, zu variieren, zu variieren und noch mal zu variieren.

Sowohl beim Aufschlag als auch in den Ballwechseln. Stopps, Winkelspiel, Chip-and-Charge, Federer muss alles auspacken und vor allem die Punkte kurz halten.

Wenn es einer spielerisch drauf hat, Nadal auch auf Sand zu bezwingen, dann Federer.

Das Unmögliche möglich machen 

Der US-Kultautor David Foster Wallace beschrieb die Genialität Federers, den Federer-Moment, einmal folgendermaßen:

"Es sind die Momente, in denen man dem jungen Schweizer wie gebannt zusieht, mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen, und dabei Laute ausstößt, dass die Frau oder Freundin aus dem Nachbarzimmer herbeigelaufen kommt, um zu schauen, ob sie den Notarzt rufen soll."

Man sieht Schläge und weiß, dass das gerade Gesehene im Grunde unmöglich ist. So unmöglich, wie auch ein Sieg gegen Nadal erscheint. Aber Vorsicht: Federer kann es möglich machen.