Klarheit bei deutschen Athleten

SID

Hamburg - Es lebe der Sport: Statt sich durch große Protestaktionen abzulenken, wollen sich die meisten deutschen Olympia-Teilnehmer bei den Sommerspielen in Peking auf ihre Disziplin und die Medaillenjagd konzentrieren.

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"Das ist meine Beobachtung. Die meisten wollen ihren Sport ausüben und sich nicht auf dünnes Eis begeben", erklärte Christian Breuer, der Vorsitzende des Beirates der Aktiven im DOSB.

Die Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) über das Verhalten der Olympioniken seien inzwischen klar und deutlich. "Bei uns herrscht Klarheit. Wir wissen genau, was wir tun dürfen und was nicht", offenbarte Breuer.

Wenig Konfliktstoff

So gab es in der Sitzung der Athletenvertreter mit dem Chef de Mission des deutschen Olympia-Teams, Michael Vesper, auch wenig Konfliktstoff.

"Es wurde noch einmal begrüßt, dass die Athleten überall ihre Meinung äußern dürfen, aber klar ist auch, wir werden niemanden dazu zwingen", sagte der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), "Meinungsfreiheit beinhaltet auch das Recht zu schweigen."

Demonstrationen verboten

Das IOC hatte in der vergangenen Woche Details über Meinungs- und Demonstrationsfreiheit veröffentlicht und klargestellt, dass das Tragen von Bändchen, Bannern, Buttons oder Stickern als politische Propaganda zu werten sei.

Unter Androhung des Olympia-Ausschlusses sind laut Artikel 51,3 der olympischen Charta jegliche politische, rassistische oder religiöse Demonstrationen an olympischen Stätten verboten. Der DOSB will in naher Zukunft weitere Beratungsgespräche mit dem IOC führen.

Athleten sollen geschützt werden

"Wir müssen uns auch schützend vor die Athleten stellen. Es kann nicht sein, dass Sportler sich gezwungen fühlen, etwas zu machen", betonte Breuer, "ein Nicht-Zeigen von Symbolen ist noch lange kein Ja-Sagen zur China-Politik."

Neben dem ehemaligen Eisschnellläufer waren die Fechterin Claudia Bokel als Athletensprecherin der Nationalen Olympischen Komitees (ENOC), Marcus Gölden (Schießen), Jana Miglitsch (Mini-Golf) und Mirko Heid (Baseball) bei der Sitzung in Frankfurt dabei.

Druck der Öffentlichkeit stört

"Es war noch nie so kompliziert, Athlet zu sein, und das nicht nur, weil die Regularien schwieriger werden", gab Breuer zu, "früher waren es zehn Seiten, die man zu Olympischen Spielen mitgenommen hat. Inzwischen ist es fast eine Gesetzgebung, die man als Athlet gelesen haben sollte."

Vor allem der Druck der Öffentlichkeit stört ihn gewaltig. "Wir Athleten bekommen eine Rolle zugeschanzt, die gar nicht unsere ist", meinte Breuer, "andere Sparten erfüllen ihre Aufgaben nicht, und es wird jetzt alles auf die Sportler abgewälzt, die keine Politiker sind. Das ärgert mich."