Nadal gewinnt am Hamburger Rothenbaum

SID
Rafael Nadal
© Getty

Hamburg (dpa) - Rafael Nadal hat zum ersten Mal das Tennisturnier am Rothenbaum gewonnen und Titelverteidiger Roger Federer entthront.

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Der Weltranglisten-Zweite aus Spanien setzte sich gegen seinen Dauerrivalen aus der Schweiz nach einer Verletzungspause und folgender Leistungsexplosion mit 7:5, 6:7 (3:7), 6:3 durch und revanchierte sich für die Final-Niederlage im vergangenen Jahr.

"Das ist ein ganz besonderer Tag für mich", sagte Nadal nach seinem 10. Sieg im 16. Vergleich gegen den viermaligen Hamburg-Sieger, der nach 41 Siegen nacheinander auf deutschem Boden erstmals wieder verlor.

Federer freut sich aufs nächste Jahr

"Sicherlich bin ich enttäuscht, dass ich heute verloren habe. Aber Rafa hat wieder einmal wahnsinnig gut gespielt die ganze Woche über", sagte Federer.

"Hoffentlich werden die Karten neu gemischt in Paris." Eine Woche vor Beginn der French Open untermauerte der dreimalige Roland-Garros-Champion Nadal allerdings seine Ausnahmestellung auf rotem Sand und verhinderte Federers fünften Titel nach 2002, 2004, 2005 und 2007 bei der mit 2,27 Millionen Euro dotierten Traditions- Veranstaltung, die im kommenden Jahr möglicherweise aus dem Kalender geworfen wird.

Nicht, wenn es nach Federer geht: "Wir sollten uns nächstes Jahr hier wieder sehen", meinte er.

Nadal hatte bereits mit seinem Halbfinal-Sieg gegen den serbischen Aufsteiger Novak Djokovic Platz zwei in der Weltrangliste verteidigt.

Zunächst schien es im Endspiel auf dem nicht ganz gefüllten Center Court allerdings, als habe der Spanier bei seinem dreistündigen Kraftakt gegen Djokovic zu viel Energie verbraucht.

Der Linkshänder aus Mallorca war weit von seiner körperlichen Bestform entfernt und musste sich im ersten Satz bei 2:5-Rückstand etwa zehn Minuten am rechten Oberschenkel behandeln lassen.

Ein hochklasiges Match

Die Zuschauer ahnten bereits das Schlimmste, als sein Trainer und Onkel Toni mit eindeutigen Handzeichen signalisierte: Es geht nicht mehr.

Aufgeben mochte der Sandplatz-König allerdings nicht - im Gegenteil.

Nach der Verletzungspause drehte der 21 Jahre alte Nadal auf und entschied nach knapp einer Stunde den ersten Satz für sich.

Im zweiten Durchgang ging Federer wieder mit 5:2 in Führung, musste dennoch in den Tiebreak - und brachte diesmal den Vorsprung ins Ziel.

Es war kein hochklassiges Match der beiden weltbesten Tennisspieler, es lebte von der Spannung. Daher fühlten sich die Zuschauer bestens unterhalten und ließen mehrmals die Welle durch das Stadion wandern.

Erfolg für Kohlschreiber

Aus deutscher Sicht verlief das Turnier enttäuschend. Bis auf den Überraschungs-Viertelfinalisten Nicolas Kiefer scheiterten die einheimischen Profis allesamt in Runde eins.

"Das ist bedenklich", sagte der neue Turnierdirektor Carl-Uwe Steeb. Der von Kiefer als deutsche Nummer eins abgelöste Philipp Kohlschreiber rehabilitierte sich immerhin beim World Team Cup.

Im ersten Vorrunden-Einzel der Blauen Gruppe gegen Spanien deklassierte der Augsburger den Ranglisten-Fünften David Ferrer in nur 46 Minuten mit 6:1, 6:0.

Unterdessen hat der Deutsche Tennis Bund (DTB) im Streit um die Existenz des Rothenbaums eine Abfuhr erhalten, vor Gericht aber Punkte gesammelt.

DTB-Präsident Georg von Waldenfels ist mit dem Versuch gescheitert, eine außergerichtliche Einigung mit der ATP zu erzielen.

Doch der misslungene Vorstoß könnte sich im Prozess um den Masters-Status dennoch positiv auswirken.

"Wir sind keine Streithansel, sondern suchen das Gespräch", sagte der Jurist aus München. "Aber wir kämpfen mit aller Macht."