Moculescu beklagt mangelnde Wertschätzung

SID
Volleyball, Deutschland. Moculescu
© DPA

Düsseldorf - Jubel und Trubel, aber nicht nur Heiterkeit. Auch in der Stunde des Triumphes nach der gelungenen Olympia-Qualifikation der deutschen Männer hielt Bundestrainer Stelian Moculescu nicht mit seiner Kritik hinter dem Berg.

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"Ich hätte die Entscheidung nicht getroffen, wenn man meiner Arbeit mehr Wertschätzung entgegen gebracht hätte", sagte der 58-jährige Rumäne, angesprochen auf seinen Rücktritt nach den Olympischen Spielen in Peking.

Die Rückkehr auf die olympische Bühne nach 36 Jahren sei "trotz aller Widerstände" gelungen, auf die er im DVV immer wieder gestoßen sei. "Es war die härteste Zeit meines Lebens, sie hat mich zehn Jahre gekostet."

Eine Familie

Aushalten konnte es Moculescu, der 1972 als Spieler bei den Olympischen Spielen in München dabei gewesen war und sich danach von der rumänischen Mannschaft abgesetzt hatte, weil das DVV-Team eine eingeschworene Gemeinschaft ist.

"Wir sind eine Familie, die auch härtesten Widerständen getrotzt hat", so Moculescu, der nach dem Olympia-Comeback auf einen Aufschwung des Volleyballs hierzulande spekuliert: "Ich hoffe, dass es ein Zeichen ist für den Volleyball in Deutschland, dass dies Impulse für die Vereine gibt. Doch es müssen sich Dinge ändern."

DVV in die Weltliga

Dazu gehöre auch, dass die DVV-Auswahl in der Weltliga spielen muss. "Die Mannschaft wäre wesentlich weiter, wenn wir dort gespielt hätten", sagte Moculescu. Doch das Versprechen vom DVV sei nicht eingehalten worden.

"Mein größter Fehler als Bundestrainer war, dass ich nach der nicht eingehaltenen Zusage nicht zurückgetreten bin. Bis jetzt habe ich sechs Jahre gewartet."

Finanziell schwierig

DVV-Präsident Werner von Moltke wollte nach dem "historischen Erfolg" der Männer-Nationalmannschaft kein weiteres Öl ins Feuer gießen. "Die ganzen Schwierigkeiten relativieren sich durch diesen Erfolg", sagte der ehemalige Zehnkämpfer.

Außerdem sei es für einen Verband wie den DVV, "der nicht im Geld schwimmt", nicht leicht, das Weltliga-Projekt finanziell zu stemmen.

Problem FIVB-Gebühr

Hauptfaktor sei die vom Weltverband FIVB verlangte Gebühr für solche Turniere und die geforderten Fernsehübertragungszeiten. Die Olympia-Ausscheidung in Düsseldorf hat rund eine Million Euro gekostet - etwa 550 000 Euro mussten an die FIVB abgeführt werden.

"Soviel kostet auch ein Weltliga-Event. Wir haben aber Signale von Städten, die daran interessiert sind", berichtete von Moltke, der nach Platz fünf bei der EM 2007 den DVV-Spielern noch die Siegermentalität abgesprochen hatte.

Nachfolger-Suche bereits begonnen

"Man kommt an seinen sportlichen Fähigkeiten nicht vorbei. Wir werden einen großen Trainer verlieren", sagte der DVV-Chef. Die Suche nach einem Nachfolger Moculescus hat bereits begonnen. "Wir reden mit Trainern in Deutschland und im Ausland", so von Moltke.

Italien-Legionär Stefan Hübner hofft, dass der Verband eine gute Wahl trifft, und sagte zum angekündigten Abschied Moculescus: "Er hat es lange gemacht. Es ist für ihn der perfekte Zeitpunkt zu gehen."

Bescheiden beschrieb der Chefcoach nach dem Düsseldorfer Volleyball- Fest seine Rolle am wachsenden Erfolg seines Teams. "Ich war der Wegweiser, aber die Jungs haben es gemacht", meinte Moculescu, der dem Ringen mit den Widerständen auch etwas Gutes abgewinnt: "Ich bin ein Kämpfer, der, wenn man ihn angreift, stärker wird."