Klöden: "Mit Deutschland abgeschlossen"

SID

Pesaro - Andreas Klöden, der zu den Favoriten auf den Sieg beim Giro d'Italia zählt, hat in einem Exklusiv-Interview mit der "Gazzetta dello Sport" zu einem verbalen Rundumschlag ausgeholt.

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Der 32-jährige Wahlschweizer beschwerte sich in der italienischen Sportzeitung über die radsportfeindliche Stimmung in seinem Heimatland. Er habe "mit Deutschland abgeschlossen", sagte Klöden.

"Die deutschen Journalisten haben den Radsport umgebracht", erklärte er weiter. Deshalb sei er vor fünf Jahren nach Kreuzlingen in die Schweiz in die Nähe seines Freundes Jan Ullrich gezogen. Er würde gerne bei den Olympischen Spielen in Peking starten, "aber für Deutschland mache ich das nicht".

Traum ist unrealistisch

Die Olympia-Strecken in Peking würden ihm liegen: "Mir gefallen die beiden Straßenrennen. Dieser Traum ist unrealistisch", sagte Klöden vor dem ersten Giro- Einzelzeitfahren in Pesaro.

Auf die Doping-Aussagen seines ehemaligen T-Mobile-Team-Kollegen Patrik Sinkewitz angesprochen, meinte Klöden, der über deutsche Journalisten einen Presse-Boykott verhangen hat: "Er hat auch Paolo Bettini beschuldigt. Das war nur eine Seifenblase. Ich habe immer sauber gearbeitet."

Am besten überwachte Sportler

Gegenwärtig hält sich der zweifache Zweite der Tour de France für einen der am besten überwachten Sportler. "In dieser Saison wurde ich 22 Mal kontrolliert, siebenmal davon im Rahmen des Antidoping- Programms von Astana", sagte er.

Fünf verschiedene Institutionen würden ihn beobachten: "Die WADA, der Weltverband UCI, der PWC für das Astana-Programm, der Schweizer Radsportverband und die NADA. Wir von Astana werden umfassender kontrolliert als die meisten anderen", sagte Klöden weiter.

Klöden unter Verdacht 

Nur vier Teams hätten ein wirkliches Kontrollsystem: "Slipstream, High Road, CSC und Astana. Ricco von Saunier Duval und Rebellin von Gerolsteiner werden nicht so kontrolliert wie ich."

Der Zwischenbericht der Untersuchungs-Kommission zu den Vorfällen an der Uni-Freiburg, in deren Sportmedizin bis zu ihrer Entlassung die ehemaligen Telekom- und T-Mobile-Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid Dienst taten, hatte Klöden in Doping-Nähe gerückt.

Nächtliche Sendung 

Der Bericht belegte eine nächtliche Medikamenten-Sendung aus Freiburg für Klöden am 8. März 2000 im Wert von 1000 D-Mark. Klöden hatte dazu erklärt: "Es handelte sich um Vitamine."

Doping-Kronzeuge Sinkewitz hatte angedeutet, dass er bei der Tour 2006 nicht der einzige T- Mobile-Profi war, bei dem nach der 1. Etappe in Freiburg Blutdoping vorgenommen werden sollte.