Fackel auf dem Mount Everest

SID
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© DPA

Peking - Genau drei Monate vor Beginn der Olympischen Spiele haben Fackelträger das olympische Feuer auf den höchsten Berg der Erde getragen. Eine Gruppe chinesischer und tibetischer Bergsteiger erklomm mit der Fackel den Gipfel des Mount Everest.

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Als letzte Fackelträgerin hielt die junge Tibeterin Cerin Wangmo schweigend das olympische Feuer auf dem Dach der Welt. "Wir haben es geschafft", riefen die anderen Bergsteiger.

Mit einer Kamera filmte Cerin Wangmos jüngerer Bruder Daintar den Aufstieg, den Chinas Staatsfernsehen live vom 8848 Meter hohen Gipfel weltweit übertrug.

Tibeter gegen Bezwingung des Mount Everst

Die Organisatoren hoffen, dass der wagemutige Aufstieg und die dramatischen Bilder von der Tibeterin mit der olympischen Fackel den politischen Schaden durch die Zwischenfälle während des weltweiten Fackellaufes nach den Unruhen in Tibet reparieren kann.

Offenbar aus Angst vor Störungen waren die Vorbereitungen für die Bezwingung des Mount Everest bis zuletzt streng geheim gehalten worden. Exiltibeter hatten das Vorhaben scharf kritisiert.

Aus ihrer Sicht will Chinas Regierung mit dem Fackellauf auf den Mount Everest und durch Tibet ihren Machtanspruch über das Hochland demonstrieren. Seit Mitte März hatten sich viele Tibeter gegen die chinesische Fremdherrschaft aufgelehnt.

Die Proteste waren von Sicherheitskräften niedergeschlagen worden. Chinas Vizepräsident und Olympia-Koordinator Xi Jinping gratulierte den Bergsteigern: "Das ist einer der größten Ereignisse in der olympischen Geschichte und ein wertvolles Geschenk der Chinesen für Olympia und die Menschen in der Welt."

Auf dem Dach der Welt

Der 8848 Meter hohe Gipfel wurde um 9.18 Uhr Ortszeit (3.18 Uhr MESZ) erreicht. Nur sechs Minuten blieben die Bergsteiger auf dem Gipfel und gruppierten sich um die Tibeterin mit der Fackel.

Mit dicken roten Daunenjacken bekleidet hielten die Kletterer zwei weiße Fahnen mit dem Logo der Sommerspiele in Peking und den olympischen Ringen sowie die chinesische Nationalflagge hoch.

"Wir sind auf dem Dach der Welt", riefen sie, schickten Grußbotschaften um die Welt: "Willkommen in Peking." Auf den letzten 30 Metern, als die Fackel mit der kleinen Flamme in einer speziellen Laterne entzündet worden war, wurde das Feuer fünf Mal jeweils zur nächsten Fackel weitergereicht.

Es war zu hören, wie einige Kletterer in der sauerstoffarmen Umgebung nach Luft rangen. "Nicht genug Sauerstoff", war eine Stimme zu hören. "Eine Welt, ein Traum", rief der Leiter der Gruppe, der Tibeter Nyima Cering, das Motto der Spiele, als er die Fackel entgegennahm.

Feuer widersteht Naturkräften

Nach einer kurzen Zeremonie, um dem höchsten Berg der Welt ihren Respekt zu bezeugen, waren die zwölf Bergsteiger unterstützt von sieben weiteren Kletterern vom letzten Lager in 8300 Metern Höhe aufgebrochen.

Das erste Team stieg um 1.30 Uhr auf, das zweite folgte gegen 03.30 Uhr. Um den widrigen Bedingungen mit Windböen, Schneefall und wenig Sauerstoff zu trotzen, waren eigens besondere Fackeln und ein Zündmechanismus entwickelt worden.

Es wurde fester Brennstoff benutzt, wie er auch in Raketen zum Einsatz kommt. So konnten die starken Winde am Donnerstag auf dem Gipfel und Temperaturen von minus 30 Grad dem "heiligen Feuer", wie die Staatsagentur Xinhua schrieb, nichts anhaben.

Die Flamme, die auf den Mount Everest getragen wurde, war zum Beginn des Fackellaufes um die Welt abgetrennt worden.

Beide Flammen werden in Lhasa vereint

Auf ihrem Weg auf den Gipfel sahen die Bergsteiger andere Kletterer, obwohl der Berg eigentlich gesperrt war. "Unser Team sah Lichter von am Kopf befestigten Kletterlampen einiger unerwarteter Leute", sagte der Projektleiter Li Zhixin nach Angaben der Hongkonger Zeitung "South China Morning Post".

Details nannte er nicht, fügte aber hinzu: "Es gibt weiterhin Leute, die versuchen, unsere Bergsteiger zu stören." Aus Angst vor Zwischenfällen durch Tibet- Aktivisten war die Route zum Gipfel von nepalesischer Seite gesperrt worden.

In der südchinesischen Metropole Shenzhen, wo das andere Feuer am Donnerstag Station machte, wurde der Fackellauf für die Übertragung der Bilder vom Mount Everest unterbrochen.

Beide Flammen sollen in den nächsten Wochen in Lhasa wieder vereint werden. Der mit 137.000 Kilometern und 130 Tagen bisher längste Fackellauf war von Protesten gegen das chinesische Vorgehen in Tibet und anderen antichinesischen Demonstrationen überschattet worden.

Nach der Invasion der Volksbefreiungsarmee 1950 hatte sich die kommunistische Volksrepublik das größte Hochland einverleibt.