Du Toit strebt mit nur einem Bein nach Gold

SID

Johannesburg - Die erste Schwimmerin, die mit nur einem Bein an den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen darf, gibt sich eher bescheiden. Die Frage, ob sie dort auf dem Siegertreppchen stehen wird, will Südafrikas Star Natalie du Toit eher ungern beantworten.

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"Ich bin froh, es unter die Top Ten geschafft zu haben", meinte die 24 Jahre alte unterschenkelamputierte Athletin in dieser Woche bei ihrer Rückkehr in die Heimat.

Du Toit hatte bei den Weltmeisterschaften in Sevilla das 10-km-Langstreckenschwimmen in offenem Wasser als Vierte absolviert und sich damit für die Olympia- Premiere dieser Disziplin qualifiziert.

Auch bei Paralympics dabei

Die junge Frau aus Kapstadt, die von sich selbst sagt, dass sie behindert ist, wird zudem auch an den Paralympics teilnehmen. "Mein Traum war es immer, zu Olympia zu fahren", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur dpa in Johannesburg.

Vor sieben Jahren war sie auf dem Weg vom Training zur Schule auf ihrem Roller unterwegs, als sie von einem Auto erfasst wurde. Einige Tage später musste ihr linkes Bein oberhalb des Knies amputiert werden.

"Ich fragte meine Mutter, wann sie es abnehmen werden, und sie sagte: Sie haben es bereits abgenommen", erinnert sich du Toit an jene Tage im Krankenhaus.

Im Wasser fühlt sie sich frei

Bereits wenige Monate nach ihrer Entlassung aus der Klinik nahm Natalie du Toit, die im Jahr 2000 die Qualifikation für die Spiele in Sydney nur knapp verpasst hatte, das Training wieder auf. "Am Anfang fühlte es sich noch so an, als ob mein Bein da wäre".

Im Wasser, sagte sie, fühle sie sich frei. "Da kann ich ganz ich selbst sein." Vergleiche mit ihrem Landsmann, dem Sprinter Oscar Pistorius, begegnet du Toit eher ausweichend.

Ohne Wadenbeine geboren 

Der 21-Jährige war ohne Wadenbeine auf die Welt gekommen und benötigt zum Sprinten zwei Spezialprothesen, die ihm nach Ansicht des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) einen unverhältnismäßigen Vorteil verschaffen.

Während sie beim Schwimmen keine Prothese brauche, "ist Oscar nicht fähig, ohne zu laufen", sagte du Toit.

Wechsel zur Marathondistanz

Wegen ihrer Behinderung war die Schwimmerin nach einiger Zeit von den 800 m Freistil auf die Marathondistanz im Freiwasser gewechselt. Der Grund: Die ständigen Wenden im Bassin entfallen, sie kann mehr Kraft aus ihrem Oberkörper gewinnen.

Während es auf den kürzeren Distanzen vor allem auf den Start und den Sprint ankomme, könne sie bei der Langstrecke ihre Kraft kontinuierlicher entfalten. "Wenn ich das eine Bein zu stark belaste, wird es schnell müde."

Du Toits großer Traum 

Südafrikas Medien sehen die 24-Jährige am 20. August bereits auf dem Siegertreppchen stehen, die Goldmedaille um den Hals baumeln und die Nationalhymne singen.

Doch Natalie du Toit hat noch einen anderen Traum, den sie sich unbedingt erfüllen möchte: "Ich will eines Tages wieder rennen können."