DVV-Männer lösen Peking-Ticket

SID
Volleyball, Herren, Nationalmannschaft, Peking
© DPA

Düsseldorf - Die deutschen Männer haben nach einer 36 Jahre langen Durststrecke das Olympia-Comeback geschafft.

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Mit einem 3:2 (25:23, 25:23, 23:25, 22:25, 15:10)-Sieg in einem mitreißenden Herzschlag-Finale gegen Europameister Spanien machten sie beim letzten Qualifikations-Turnier in Düsseldorf vor rund 4800 Zuschauern die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking perfekt.

"Das ist einer der größten Triumphe der deutschen Volleyball-Geschichte", jubelte Werner von Moltke, Präsident des DVV.

Letztmals 1972

Zum letzten Mal war der DVV bei den Olympischen Spielen 1972 in München am Start, wo die Männer Elfte wurden.

"In Peking können wir einen Rang zwischen sieben und neun schaffen", hofft von Moltke. Tränen der Freude vergoss Bundestrainer Stelian Moculescu. "Ich habe immer an meine Jungs geglaubt", sagte er und fügte hinzu: "Nach 36 Jahren sind wir trotz erheblicher Widerstände wieder aus der Volleyball-Diaspora heraus. Ich ziehe meinen Hut vor den Spielern."

Belohnung für die Qual 

Nach vielen Rückschlägen war auch die Begeisterung bei seinen Jungs groß. "Das ist ein Riesending und das i-Tüpfelchen", sagte Björn Andrae. "Wir haben uns zur Olympia-Teilnahme hingequält. Es war nicht Glück, sondern Vollgas und es hat funktioniert."

Den Grundstein für die Rückkehr auf die olympische Bühne legten die deutschen Männer in der zweiten Partie im Fünfsatz-Drama gegen Kuba. Nach einem 0:2-Rückstand erzwangen die langen Kerls von Moculescu mit einer Energieleistung noch einen 3:2 (24:26, 21:25, 25:21, 25:18, 15:13)-Sieg. "Wir haben gekämpft und Großartiges vollbracht", sagte der Außenangreifer Andrae nach dem vorentscheidenden Erfolg.

Hübner gehandicapt

Erleichtert war Italien-Profi Stefan Hübner, der gehandicapt durch einen Muskelfaserriss in der Wade in seine Länderspiele 216 und 217 gegangen war: "Wir haben oft genug, wenn es um die Wurst ging, den Kürzeren gezogen. Jetzt hatten wir endlich das glücklichere Ende."

Für den Weltklasse-Mittelblocker geht mit der Qualifikation für die Peking-Spiele ein Riesentraum in Erfüllung. "Es ist einmalig. Wir haben um jeden Ball gekämpft. Ich habe nicht gedacht, dass ich noch mal da hin komme zu Olympia", sagte Hübner, der bei der Athen-Ausscheidung 2004 verletzt fehlte.

Schützenhilfe hatte das DVV-Team, das zum Auftakt Taiwan mit 3:0 wegfegte, von den Kubanern bekommen, die Spanien unerwartet mit 3:1 bezwingen konnten.

Zukunft mit Perspektive

"Die jungen Spieler haben jetzt wieder Idole und Ziele", meinte Italien-Legionär Marcus Popp. Über die Perspektive der DVV-Auswahl in Peking wollte sich Moculescu in der Stunde des Triumphes noch keine Gedanken machen.

"Ich will mich erst Mal freuen", sagte der 58-jährige Rumäne, der seit 1999 im Amt ist und nach Olympia von seinem Posten zurücktreten wird. "Es ist für mich jetzt einfacher, das zu tun. Die Mannschaft wird auch in den kommenden vier Jahren in der Lage sein, Medaillen zu gewinnen."

Kleiner Rausch

Keine Angst hatte er, als sein Team nach einer 2:0-Führung noch den 2:2-Satzausgleich hinnehmen mussten. "Das war ein Spiegelbild der vergangenen Jahre, die Jungs haben es sich immer schwer gemacht." Im fünften Satz kam dann aber beim 15:10 die Erlösung.

"Es war wie ein kleiner Rausch. Die Halle tobte, die Mannschaft tobte", so Andrae.