"Unrasiert, verlottert, ungekämmt"

Von Alexander Mey
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© Getty

München - "Und wie du wieder aussiehst, Löcher in der Hose und ständig dieser Lärm. Und dann noch deine Haare, da fehlen mir die Worte..." So singen es "Die Ärzte" und machen sich damit über altmodische, kleinkarierte Erwachsene lustig.

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Ob Farin Urlaub, Bela B. und Rod Fans der Rallye-WM sind, ist nicht überliefert. Aber ihre Idee für den Text zum Song "Junge" hätten sie sich auch von den Offiziellen der internationalen Motorsport-Verbände geholt haben können.

Im Detail geht es um die Herren Surinder Thatthi, Präsident des afrikanischen Motorsport-Verbands, und Morrie Chandler, Chef der World Rally Championship.

Die beiden haben laut der französischen Zeitung "Le Figaro" ein ernstes Problem mit Sebastien Loeb. Nicht damit, dass er die Rallye-WM durch seine Serien-Titelgewinne langweilig macht oder dass er sich in dieser Saison schon ein paar Fahrfehler geleistet hat.

Nicht adrett genug

Nein, es geht um seine Haare. Loeb trägt Matte und ganz gerne auch mal einen Stoppelbart. Irgendwie lässig, aber den beiden hohen Herren Thatthi und Chandler offenbar nicht adrett genug.

"Ich habe die Highlights der Mexiko-Rallye gesehen und muss meine Meinung zum armseligen Aussehen von Sebastian Loeb im Fernsehen sagen", schrieb Thatthi in einer E-Mail an Chandler. "Er war unrasiert, sah verlottert aus und hatte sich die Haare nicht gekämmt!"

"Loeb treibt es wirklich zu weit"

Um Gottes Willen, der Motorsport hat einen neuen Skandal! "Loeb kämmt sich nicht", sollte es in großen Lettern auf den Titelseiten aller Boulevard-Blätter der Welt prangen - so hätte es Thatthi wohl gerne.

Denn er sieht durch Loebs Auftreten den Sport in seinen Grundfesten erschüttert: "Es ist falsch. Wenn ihn die FIA via TV Millionen von Zuschauern und auch Kindern auf der ganzen Welt zeigt, dann ist er ein Held und ein Vorbild. Nichts gegen persönliche Freiheit, aber Loeb treibt es wirklich zu weit."

"Beleidigung für echte Männer"

Wenn das Aushängeschild mit derartiger Dreistigkeit sämtliche Konventionen des Sports mit Füßen tritt, kann WRC-Boss Chandler natürlich nicht untätig bleiben. Schnelles und konsequentes Handeln ist gefragt.

"Natürlich sind diese Personen Beleidigungen für echte Männer. Ich sehe nur die Lösung, die wir auch in Betracht ziehen, mit der Kamera keine Nahaufnahmen von Fahrern wie Loeb zu machen", schlägt Chandler vor - ernsthaft.

Und was ist mit Mosley?

Mal ehrlich: Wenn sich Verantwortliche eines Verbands, dessen Chef sich trotz verstörender SM-Sexorgien mit irgendwelchen Dominas nicht aus dem Amt drängen lassen will, über Frisuren und Bartwuchs derartig aufregen, dann sollte die FIA einmal ernsthaft ihre Prioritäten überdenken.

Denn ausgerechnet Sebastien Loeb hat als viermaliger Champion für den Rallye-Sport so viel geleistet, dass ihm die FIA auf dann noch Respekt entgegenbringen müsste, wenn er sich die Haare lila färbt und mit einem Rauschebart Marke Nikolaus herumläuft.