Federer läuft die Zeit davon

Von Carolin Blüchel
roger federer
© Getty

München/Paris - Er hat eigentlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. 54 Turniersiege, davon zwölf bei Grand Slams, und 225 Wochen an der Spitze der Weltrangliste sprechen eine deutliche Sprache. Roger Federer ist seit nunmehr vier Jahren das Maß aller Dinge in der Tenniswelt.

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Dennoch blieb ein ganz großer Traum bislang unerfüllt: Der Triumph beim härtesteten Sandplatz-Turnier der Welt, den French Open in Paris. Dieses Jahr (25. Mai - 8. Juni) soll der große Coup nun endlich gelingen.

Die Vorzeichen stehen allerdings denkbar schlecht, denn die Saison verlief für den Schweizer bislang alles andere als reibungslos. Geschwächt durch eine langwierige Viruserkrankung kam der 26-Jährige lange Zeit nicht in Schwung. Die Folge: Mit Estoril gewann er nur ein kleineres ATP-Turnier, wobei er im Finale von der Aufgabe seines russischen Gegners Nikolai Dawidenko profitierte.

Angstgegner Nadal

Bei den Sandplatz-Turnieren der Masters Series in Monte Carlo und Hamburg musste er sich zuletzt jeweils seinem größten Widersacher Rafael Nadal geschlagen geben.

Der Spanier war es auch, der in den vergangenen beiden Jahren einem Erfolg des Schweizers bei den French Open stets im Weg stand. Nadal sägt beharrlich an Federers Thron - mit Erfolg. 10:6 lautet die Bilanz im direkten Duell zu Gunsten Nadals, auf Sand sogar 8:1. 

Aus Zweikampf wird Dreikampf

In dieser Saison gibt es jedoch mit Novak Djokovic einen weiteren Kronprinzen. Spätestens mit dem Gewinn der Australian Open in Melbourne zu Beginn des Jahres hat der aufschlagstarke Serbe aus dem ewigen Duell zwischen Federer und Nadal einen Dreikampf gemacht.

"Es ist kein Naturgesetz, dass Rafael und ich in Paris immer im Finale stehen", sagte Federer und dachte dabei wohl hauptsächlich an Djokovic. Dessen Bilanz in diesem Jahr lässt sich durchaus sehen. Neben dem Triumph in Down Under, wo er im Halbfinale Federer ausgeschaltet hatte, gewann der 21-Jährige auch noch das Masters-Series-Turnier von Indian Wells  und erreichte in Hamburg sowie Monte Carlo jeweils das Halbfinale.

Zuletzt war Djokovic dem Weltranglisten-Zweiten Nadal gefährlich auf die Pelle gerückt. Dieser parierte jedoch den ersten Angriff des Shooting-Stars mit Bravour und schickte ihn im Halbfinale am Rothenbaum nach Hause.

Zeit wird knapp

Fest steht damit aber: Für Federer wird es von Jahr zu Jahr schwieriger. Dem Glauben an einen Triumph in Paris tut dies keinen Abbruch. "Ich habe mein Defensiv-Spiel stark verbessert. Verglichen mit den Jahren zuvor, ist mein Spiel auf Sand viel cleverer geworden", zeigt sich der Schweizer zuversichtlich. Allerdings bleiben dem 26-Jährigen nicht mehr allzu viele Möglichkeiten, die begehrte Trophäe erstmals in den Pariser Himmel zu recken.

"Er hat das Zeug dazu, er ist auf Sand aufgewachsen und spielt auf diesem Belag besser, als ich es je getan habe", zollte die ehemalige Nummer eins, Pete Sampras, dem Schweizer im "Sunday Telegraph" Respekt, konnte sich jedoch einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. "Er hat nur noch zwei oder drei Jahre, um seinen Traum zu verwirklichen."

Der US-Amerikaner kennt die vergebliche Jagd nach dem French-Open-Sieg nur zu gut. Für Sampras, der  mit 14 Grand-Slam-Erfolgen als bester Tennisspieler aller Zeiten gehandelt wird, blieb dieser Traum stets unerfüllt.

Neuer Trainer soll's richten

Ähnlich erging es seinerzeit auch Ivan Lendl. Der Tscheche, der in Ende der 80er den Tenniszirkus beherrschte, biss sich am Turnier von Wimbledon vergeblich die Zähne aus. Am Ende standen zwei Finalteilnahmen zu Buche.  

Auf diese zwei Finalteilnahmen kann Federer in Paris ebenfalls zurückblicken. Um das Lendl-Phänomen zu verhindern, hat der Fed-Express nun für das Unternehmen "Roland Garros" den ehemaligen Sandplatzspezialisten Jose Higueras als Trainer verpflichtet.

Der 55-jährige Spanier machte bereits Jim Courier und Michael Chang French-Open-Siegern und trainierte mit Sergi Bruguera und Carlos Moya zwei weitere Paris-Champions.

Eine Garantie für den Erfolg ist Higueras allerdings nicht. Sampras kann ein Lied davon singen.