Weltverband will Olympia-Teams verkleinern

SID

Clermont-Ferrand - Nur zwei Jahre nach Einführung der neuen Wertungsvorschriften steht das Turnen erneut vor gravierenden Umwälzungen. Bei der Council-Tagung des Weltverbandes FIG im Mai soll in Kapstadt ein neuer Modus für die Olympia-Qualifikation beschlossen werden.

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Der neue Modus sorgt schon im Vorfeld für heiße Debatten. Als unumstritten gilt, dass es künftig eine zweite Chance der Olympia-Qualifikation geben wird.

So sollen nach einem Vorschlag des Exekutivkomitees der FIG künftig nur noch die besten acht Männer- und Frauen-Teams der Weltmeisterschaften 2011 die Tickets für die Olympischen Spiele 2012 in London buchen; die restlichen vier Riegen qualifizieren sich demnach erst bei den vorolympischen Wettkämpfen im Februar 2012 aus dem Kreis jener Teams, die bei der WM die Ränge neun bis 18 belegten.

FIG kommt Rogge-Forderungen nach

Damit kommt die FIG den Forderungen von IOC-Präsident Jacques Rogge nach, der immer wieder bei den Verbänden anmahnte, die Qualifikationen näher an die Olympischen Spiele heran zu terminieren.

Für die Spiele in Peking waren noch 95 der 98 Tickets bei den Weltmeisterschaften im Oktober 2007 in Stuttgart vergeben worden, drei Turner wurden mit FIG-Wildcards ausgestattet.

Weitaus brisanter ist jedoch der Vorschlag, die Olympia-Teams von bisher sechs auf fünf Turner zu reduzieren und zugleich bei den Welttitelkämpfen allen Medaillengewinnern eine Olympia-Fahrkarte zu gewähren.

Heftige Diskussionen vorprogrammiert

Da in der Exekutive diese Regelung nur mit knapper Mehrheit (8:7) durchkam, dürften für die Council-Sitzung heftige Diskussionen programmiert sein.

Gleichfalls umstritten ist die Offerte der Exekutive, im Sinne der universellen Ausbildung der Turner den WM-Medaillengewinnern die Olympia-Tickets nur zuzusichern, wenn diese bei der WM an mindestens 75 Prozent aller Geräte angetreten sind.

Die FIG will so verhindern, dass sich Spezialisten allein auf ihr Top-Gerät konzentrieren und der Allround-Gedanke immer mehr auf der Strecke bleibt.

Vom Deutschen Turner-Bund (DTB) wird diese Regel auch aus anderer Hinsicht unterstützt. "Wenn sie vom Council gekippt wird, befürchte ich, dass auch im Turnen das Doping zu einem Thema werden könnte. Wenn nur noch die Kraft zählt, und der Kräftigste an den Ringen Weltmeister wird und keine andere Ausbildung mehr braucht, werden Türen zur Einnahme illegaler Mittel geöffnet", befürchtet DTB- Sportdirektor Wolfgang Willam.

Probleme würden sich bei einer Zustimmung des Councils zu den Reform-Vorschlägen auch für die Wettkampf-Planung im Olympia-Jahr ergeben.

"Neue Anforderungen an die Saisongestaltung"

"Wer die Top 8 bei der WM verpasst, muss wenige Monate später schon wieder in Klasse-Form sein, um die Tickets dann im zweiten Versuch zu buchen. Das stellt völlig neue Anforderungen an die Saisongestaltung", meinte Willam am Rande der Frauen-EM im französischen Clermont-Ferrand.

Die Splittung der Olympia-Qualifikation ist künftig ebenso für das Trampolin-Turnen und die Rhythmische Sportgymnastik vorgesehen. Bei den Trampolin-Artisten sollen künftig nur noch acht der 16 Olympia-Plätze bei der WM 2011, bei den Gymnastinnen 12 der 24 Einzel- und sechs der zwölf Gruppen-Tickets bei den Welttitelkämpfen im vorolympischen Jahr vergeben werden.