Samulski mit Rekord zum Olympia-Ticket

SID

Berlin - Deutschlands Schwimmer sind hoffnungsvoll in die Olympia-Qualifikation gestartet. Ein Schwimmer-Quartett hat bereits zum Auftakt der deutschen Meisterschaften in Berlin das Olympia-Ticket gelöst.

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Daniela Samulski mit deutschem Rekord über 100 Meter Schmetterling, Nicole Hetzer über 400 Meter Lagen sowie Paul Biedermann und Christian Kubusch über 400 Meter Freistil lösten ihre Olympia-Fahrkarte.

Doch Diskussionen um den Weltrekord-Anzug eines australischen Ausrüsters (Speedo) verunsichern die Schwimmer und bringen den bei einem deutschen Konkurrenten (Adidas) unter Vertrag stehenden Deutschen Schwimm-Verband (DSV) unter Druck.

DSV schließt freie Anzugwahl aus

35 der 39 Weltrekorde des Olympia-Jahres auf Kurz- und Langbahn sind im "LZR Racer" (Speedo) geschwommen worden. Forderungen von Weltrekordler Thomas Rupprath auf freie Anzugwahl für Peking erteilte DSV-Generalsekretär Jürgen Fornoff mit Hinweis auf den mit insgesamt rund vier Millionen Euro dotierten Vertrag mit dem DSV-Ausrüster (adidas) eine Absage. "Wir werden nicht vertragsbrüchig", sagte Fornoff der dpa, "das ist auch eine Frage der Moral." Der Vierjahresvertrag läuft bis Ende 2009 und ist mit einer einseitigen zweijährigen Option für den Ausrüster ausgestattet.

Die Wuppertalerin Daniela Samulski verbesserte ihren deutschen Rekord über 100 m Schmetterling um 12/100 auf 58,63 Sekunden. "Die letzten Meter waren sehr hart", stellte sie im Ziel erleichtert fest. Bundestrainer Manfred Thiesmann: "Sie stärkt mit dieser Leistung alle anderen, die sich Hoffnung machen." Antje Buschschulte (Magdeburg) schwamm als Zweite in 59,03 Sekunden an der Peking-Norm (58,82) vorbei.

Anzug-Diskussion wird zu psychologischem Problem

Titelverteidiger Biedermann (Halle/Saale) musste sich in 3.47,69 Minuten über 400 m Freistil strecken, um den Magdeburger Kubusch (3.47,96) in Schach zu halten. Nicole Hetzer (Burghausen) holte sich in 4.43,49 Minuten ihren achten DM-Titel über 400 m Lagen. Yannick Lebherz (Darmstadt) verpasste bei den fünf Finals vom Freitag über 400 m Lagen als deutscher Meister ebenso die Olympia-Norm wie Johannes Neumann (Riesa) über 100 m Brust. Erfüllte Norm und Platz eins oder zwei sind Pflicht für das Olympia-Ticket.

Unabhängig davon, welchen Anteil der neue Anzug wirklich an der vorolympischen Weltrekord-Inflation hat, der DSV hat ein Problem. Die Angst, im falschen Anzug zu stecken, setzt sich langsam in den Köpfen fest. "Ich glaube nicht, dass man das mit den besten Psychologen der Welt hinkriegen kann", stellte DSV-Sportdirektor und Cheftrainer Örjan Madsen fast resignierend fest.

Rupprath hat Angst vor Mittelmäßigkeit

Olympia-Hoffnung Britta Steffen (Berlin) lässt sich nicht beirren: "Ich schwimme in Adidas und bin damit vor zwei Jahren meinen Weltrekord über 100 Meter Freistil geschwommen", sagte die 24-Jährige, "bei allen Diskussionen sollte man nicht vergessen, dass ein Anzug nicht von allein schwimmt, sondern in jedem Anzug Menschen stecken, die einen guten oder einen schlechten Tag haben, gut oder schlecht trainieren konnten."

Rupprath sieht das anders und fordert Konsequenzen: "Der DSV muss sich ernsthaft Gedanken machen, sonst rutschen wir gänzlich in die Mittelmäßigkeit ab."