Fackellauf in Paris wieder aufgenommen

SID
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© DPA

Paris - Auf ihrer letzten Station in Europa ist die olympische Fackel kurz erloschen. Ebenso wie einen Tag zuvor in London kam es auch in Paris mehrfach zu pro-tibetischen Protesten.

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Die Demonstranten und die Sicherheitskräfte gerieten in Frankreichs Hauptstadt heftig aneinander. Kurz nach dem Start des Laufes musste die Fackel aus technischen Gründen sogar gelöscht und vorübergehend in einem Bus transportiert werden - ein außergewöhnliches Ereignis.

Da das Olympische Feuer jedoch immer auch zusätzlich in einer Laterne mitgeführt wird, konnte die Fackel nach etwa 20 Minuten wieder angezündet werden. Auf ihrer Reise um den Globus fliegt die Fackel nun nach San Francisco.

3000 Sicherheitskräfte

Auf Rollschuhen, zu Pferde, im Boot und mit Joggingschuhen waren die französischen Sicherheitskräfte unterwegs, um den Fackellauf abzusichern.

Etwa 3000 Polizisten sollten dafür sorgen, dass die französischen Sportler mit der olympischen Fackel ungestört die etwa 28 Kilometer lange Strecke durch Paris laufen konnten. Das Sicherheitsaufgebot entsprach etwa dem eines Staatsbesuch eines wichtigen ausländischen Politikers.

Unter dem Eiffelturm schwenkten chinesische Fans rote China-Flaggen mit gelben Sternen und sangen die Nationalhymne. "Die Olympischen Spiele haben doch nichts mit Politik zu tun, ich verstehe nicht, warum es Proteste gibt", sagte Shilin Zheng, ein 26 Jahre alter Informatiker.

"Nicht alles in Ordnung"

Dass China in Tibet hart durchgreife, liege auch daran, dass es dort gewaltsame Ausschreitungen gegeben habe. "Es ist nicht alles in Ordnung, was China macht, aber gerade deswegen brauchen wir jetzt die Solidarität der internationalen Gemeinschaft", sagte Zheng.

Einer seiner Kommilitonen, der sich die chinesische und die französische Flagge ins Gesicht geklebt hatte, ergänzte: "Im Westen haben viele ein falsches Bild von der Lage in Tibet, weil sie nur die Version der Exil-Tibeter kennen."

Gegenüber des Eiffelturms auf dem Trocadero-Platz hatten sich mehrere tausend Demonstranten versammelt. "Stoppt das Töten in Tibet", skandierte die Menge.

"Spiele sind uns egal" 

"Wir sind nicht gegen die Olympischen Spiele, wir mögen den Sport. Selbst der Dalai Lama mag Sport. Aber wir sind gegen die Verletzung der Menschenrechte in China", sagte der 22-jährige tibetische Student Trongkong Tenzin, der in Belgien im Exil lebt und für die Demonstration angereist war.

"Die Spiele sind uns egal. Hauptsache die Menschen auf der ganzen Welt merken, wie die Chinesen uns unterdrücken", sagte die 38 Jahre alte Tibeterin Nachung-ma.

Die zahlreichen Sicherheitsbeamten konnten nicht verhindern, dass sich immer wieder Menschen über die Absperrungen drängten und versuchten, den Fackelzug zu stören.

Viele Transparente 

Die Organisation Reporter ohne Grenzen entrollte am Eiffelturm ein Banner, dass die Olympischen Ringe in Form von Handschellen darstellt. Mehrere Aktivisten ketteten sich in etwa 75 Meter Höhe an die Stahlkonstruktion. Das Sicherheitsaufgebot sei "lächerlich", meinte Robert Menard, Chef der Reporter ohne Grenzen.

Vor dem Pariser Rathaus hing ein Transparent mit der Aufschrift "Paris verteidigt die Menschenrechte überall auf der Welt". In der französischen Regierung hatte es am Wochenende Uneinigkeit über einen möglichen Boykott der Eröffnungsfeier gegeben.

Menschenrechts-Staatssekretärin Rama Yade hatte mehrere Bedingungen genannt, die China erfüllen müsse, damit Präsident Nicolas Sarkozy an der Feier teilnehme.

Später dementierte sie dies und betonte, dass es sich lediglich um "Wünsche" handle. Frankreich und China hatten im November Handelsverträge im Wert von etwa 20 Milliarden Dollar abgeschlossen.