Neue Heimat für Olympia - "Vogelnest" eröffnet

SID
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© Getty

Peking - Premiere für das "Vogelnest": 16 Wochen vor Beginn der Spiele hat in Peking das Olympiastadion eröffnet. Ein Leichtathletik-Wettkampf im Gehen war die erste Gelegenheit für einen Blick in das Innenleben der eigenwilligen Konstruktion.

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Schon am frühen Morgen trudelten die ersten Neugierigen ein, wie Medien berichteten. Der ganze Stolz der Olympia-Gastgeber steckt in dem Stadion, das diesen Sommer den Spielen als neue Heimat dienen soll.

"Viele Menschen sind von seinem äußeren Erscheinungsbild bezaubert, sein wirklicher Charme wird aber erst von drinnen sichtbar", schwärmte der Architekt Li Xinggang, der das monumentale Bauwerk mitentworfen hat, im Gespräch mit der Agentur Xinhua. Völlig unchinesisch gab es zum Debüt aber keine Reden oder Feuerwerke. Die Olympia-Organisatoren wollen die Spannung vor der großen Eröffnungsfeier in 112 Tagen nicht schmälern.

280-Millionen-Euro-Bau bietet 91.000 Menschen Platz

Es ist ein kühner Bau: Wie Zweige in einem Adlerhorst biegen und kreuzen sich Streben von insgesamt 36 Kilometern Länge in einem Geflecht aus Stahl. Kostenpunkt: 3,1 Milliarden Yuan (heute rund 280 Millionen Euro). In dem von den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron entworfenen Mammutbauwerk sollen vom 8. bis 24. August auch die Leichtathletikwettbewerbe stattfinden. 91.000 Menschen können von den Rängen den Sportlern zujubeln.

Peking hat viel Lob für seine Sportstätten bekommen, die es so rasant aus dem Boden stampfte wie kaum eine Olympiastadt zuvor. Der Präsident der IOC-Koordinierungs-Komission Hein Verbrüggen schwärmte gar vom "Kultcharakter" der Pekinger Anlagen. Vom Magazin "Time" wurde das Stadion zu einem der weltweit zehn herausragenden architektonischen Meisterwerke des vergangenen Jahres gekürt.

Fertigstellung verzögerte sich um einige Monate

Ganz ist der "Nestbau" allerdings noch nicht beendet. Vorbereitungen für die aufwändige Eröffnungszeremonie haben die Arbeiten aufgehalten. Nun wird das Stadion erst Ende April komplett, einige Monate später als ursprünglich geplant. Fieberhaft wird nun letzte Hand angelegt, während bereits die ersten Testveranstaltungen laufen. Kurz vor der Premiere saß das Stadion deshalb noch wie ein Kronjuwel auf einem Kissen aus nackter Erde.

"Drumherum ist es ein bisschen unordentlich", monierte auch Stadionbesucher Han Huiying in der "Shanghai Daily". Er mache sich ein wenig Sorgen: "Denn ich finde die Spiele müssen perfekt werden", sagte der Pekinger. Das Stadion ist zwar die letzte Wettkampfstätte, die fertig wird, wie der Vizepräsident des Pekinger Olympia-Organisationskomitees, Jiang Xiayou sagte. Dafür aber die "beste".

Stadion mit "gespieltem Lächeln" verglichen

Nicht alle teilen gleichwohl die Begeisterung der Organisatoren. Die weltweiten Proteste wegen Chinas Tibet- und Menschenrechtspolitik treffen den Gastgeber Peking hart. Kritik gab es zudem, weil zwei Arbeiter bei den Bauarbeiten im Stadion ums Leben gekommen waren.

Der bekannte chinesische Künstler und Querdenker Ai Weiwei, der als künstlerischer Berater beteiligt war, hat sich wegen mangelnder Menschenrechte in China sogar gänzlich von der "Propagandashow" distanziert. Das Stadion verglich er mit einem "gespielten Lächeln".