Kohlschreiber stellt sich dem Druck

SID
Kühnen, Kohlschreiber
© Getty

Bremen - Der Frühstückstisch im feinsten Bremer Hotel war reichlich gedeckt für die besten deutschen Tennisspieler. Mit Blick auf den Bürgerpark ließen es sich Bundestrainer Patrik Kühnen und seine Davis-Cup-Youngster am trainingsfreien Dienstagmorgen gut gehen.

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Abgeschirmt von den anderen Gästen der Nobelherberge residierte das Team des Deutschen Tennis Bundes (DTB) drei Tage vor dem ersten Aufschlag im Viertelfinale gegen Spanien in einem eigens eingerichteten Speisesaal, was sich in früheren Jahren nicht selten als nützlich erwiesen hat.

Doch die Zeiten haben sich geändert - und der Geist im Team der "jungen Wilden" um die neue Führungskraft Philipp Kohlschreiber auch.

Immense Last auf Kohlis Schultern

"Es gibt überhaupt keine Probleme", versicherte der wie seine Jungs bestens gelaunte Kühnen. Dass der 24-jährige "Kohli", wie er seinen neuen Leitwolf Kohlschreiber freundschaftlich nennt, auch gegen die vom Weltranglisten-Zweiten Rafael Nadal angeführten Iberer sein Vertrauen genießt, verstehe sich von selbst.

Tatsächlich trägt der momentan beste deutsche Tennisprofi auf seinen Schultern eine solch immense Last, wie es in der Nach-Becker-Ära eigentlich nur Thomas Haas erfahren hat. Der 30 Jahre alte Wahl-Amerikaner fehlt auch in der Schlüsselpartie von Freitag bis Sonntag in der Hansestadt, hat eine Rückkehr ins Nationalteam aber nicht ausgeschlossen.

Verjüngungskur begonnen

"Ich hoffe, dass Tommy bald wieder fit ist und zurückkehrt", sagte Kühnen und betonte, dass Leistung zählt und nicht das Alter. Die Verjüngungskur seiner Mannschaft, für welche die 24-jährigen Kohlschreiber und Philipp Petzschner stehen, mit Einschränkungen aber auch "Spätstarter" Michael Berrer (27), sei einzig ein Produkt der Gegebenheiten, nachdem auch Alexander Waske und Michael Kohlmann verletzt ausfallen.

Rückkehrer Kiefer, der letztmals im Februar 2006 bei der Erstrunden-Pleite gegen Frankreich im Team stand, ist ein Beleg dafür.

Kiefer fügt sich problemlos ein

"Ich liebe den Teamsport - und Davis Cup ist Teamsport", erklärte Kiefer, der sich zur Freude Kühnens problemlos in die Rolle des zweiten Mannes fügt und neben Kohlschreiber als zweiter Einzelspieler zum Einsatz kommen dürfte.

"Ich verstehe mich mit Kiwi von allen am besten", betonte Kohlschreiber und gewährte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" einen Blick in die Befindlichkeiten des Teams: "Wir respektieren uns, auch wenn wir nicht unbedingt dicke Freunde sind. Tennis ist ein Egoistensport."

Spanien klarer Favorit

Ohne Gemeinsinn freilich ist eine Sensation gegen Miami-Finalist Nadal und dessen Kollegen nicht möglich. Dass die Spanier haushoher Favorit sind, bestreiten selbst die größten DTB-Optimisten nicht.

Zwar kam Nadal am Dienstagnachmittag ohne seinen ersten Saisontitel aus Florida in die Hansestadt, doch "er strotzt vor Selbstvertrauen", wie Kühnen mutmaßte. Überdies gibt es einen David Ferrer als zweiten Einzelspieler sowie Fernando Verdasco und Feliciano Lopez.

Als Nummer 31 bzw. 34 werden beide in der Weltrangliste nicht wesentlich schlechter notiert als der auf Position 27 eingestufte Kohlschreiber, was den Augsburger zu der Einschätzung veranlasste: "Die Aufstellung der Spanier reicht ja für zwei Davis-Cup-Mannschaften."