Deutsche Turnerinnen erreichen das Finale

SID

Clermont-Ferrand - Ausgelassen winkten sie ins Publikum und strahlten um die Wette: Die deutschen Turnerinnen haben mit einem blendenden Auftritt vorzeitig das Team-Finale bei den Europameisterschaften erreicht.

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Im französischen Clermont-Ferrand rangierten die deutschen Frauen nach drei von vier Durchgängen mit 173,65 Punkten klar auf Platz eins des Klassements. In der letzten Gruppe folgten zwar noch sieben Favoriten-Teams, der erstmalige EM- Finaleinzug war den Deutschen aber nach dieser Glanzleistung nicht mehr zu nehmen.

"Alle waren total kämpferisch: es gab keine Angst, keine Furcht, sie haben sich als echtes Team vorgestellt - Klasse. Jetzt wollen wir im Finale Platz sechs", war Cheftrainerin Ulla Koch begeistert. Trotz einer Vorbereitung mit Hindernissen und Erkrankungsproblemen stellte sich das Quintett in einer noch nie dagewesenen Breite in Spitzenform vor.

Tschussowitina mit Zwischen-Bestwert

Dabei stach Oksana Tschussowitina durch die Sicherheit ihrer hochkarätigen Übungen noch hervor. Die 32 Jahre alte Wahl-Kölnerin zog beim Sprung mit Zwischen-Bestwert von 15,00 Punkten ins Finale ein. Tschussowitina schuf sich auch am Balken (14,975) sowie am Boden (15,00) hervorragende Ausgangspositionen und wird im Schlussgang kaum noch aus den Gerätefinals zu verdrängen sein.

"Leitwolf" Katja Abel brachte an allen vier Geräten Top-Punktzahlen und kam mit 57,975 Zählern auf eine prima Mehrkampf- Wertung. "Diesmal habe ich nicht zu meckern, es lief optimal", meinte die Berlinerin.

Die erst 16 Jahre alte Marie-Sophie Hindermann präsentierte am Stufenbarren eine mit Schwierigkeiten gespickte Übung, landete allerdings beim Doppelsalto-Abgang auf dem Hinterteil. Wegen des beeindruckenden Ausgangswertes von 7,3 Punkten rangierte sie trotz des Patzers vor dem Schluss-Durchgang dennoch auf Platz eins des Geräte-Klassements und durfte auf das Finale hoffen.

Koch lobt Hindermann

"Eine wunderschöne Übung und eine tolle Leistung von Marie", urteilte Ulla Koch und fügte hinzu: "Beim Abgang hatte sie noch konditionelle Probleme wegen ihrer Zwangspause unmittelbar vor der EM." Noch zu Wochenbeginn war nicht sicher, ob die Tübinger WM-Fünfte wegen einer Hüftzerrung überhaupt den Wettkampf bestreiten konnte.

"Für ihren derzeitige Zustand war es eine bemerkenswerte Übung. Es war klar, dass es hier noch nicht so stabil laufen konnte", meinte die mit angereiste Mutter Marie-Luise Probst-Hindermann. Und sie sprach der Tochter Komplimente aus: "Ich ziehe den Hut."

Oksana Tschussowitina untermauerte beim Sprung ihr Anwartschaft auf die Goldmedaille. Auch am Boden und Balken präsentierte die frühere Usbekin ihre mit neuen Schwierigkeiten aufgestockten Darbietungen in traumwandlerischer Sicherheit. "Ein schönes Gefühl. Ich hoffe es reicht für das Boden-Finale. Dann werde ich noch mehr zeigen", sagte die "Turn-Oma".

"Wusste, was die Mädels können"

Von Beginn des Wettkampfes an stellte sie das gesamte Quintett in einer guten Verfassung vor, die für die erstmals seit 1992 erreichten Olympischen Spiele hoffen lässt. "Ich wusste, was die Mädels können. Der Wettkampf stimmt uns natürlich sehr zuversichtlich", zog Ulla Koch daher auch ein überaus positives Zwischenfazit.

Da fielen auch der unfreiwillige Abstieg der erst 15-jährigen Joeline Moebius (Chemnitz) am Balken und die unsanfte Landung von Hindermann beim Sprung kaum ins Gewicht.