Danckert kritisiert Entscheidung gegen Boykott

SID
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Stuttgart - Peter Danckert, der Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, hat den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) für seine "voreilige und überflüssige Festlegung" bei der Boykottfrage kritisiert.

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"Denn die Dinge könnten sich - was ich nicht hoffe - so zuspitzen, dass man an so etwas denken muss, jedenfalls aus Sicht der Politik", sagte der SPD-Politiker in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über die Situation in Tibet und das Vorgehen der chinesischen Regierung im Vorfeld der Sommerspiele in Peking.

Kein Verständnis hat Danckert für das Vorhaben des DOSB-Präsidenten Thomas Bach, am Fackellauf in China teilzunehmen. "Seine Teilnahme hätte eine politische Komponente. Da muss man sich nicht ausgerechnet dort zeigen, wo es politisch am brisantesten ist", sagte der 67-Jährige.

Danckert kritisiert "VIP-Boykott"

Obwohl bereits verschiedene Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angekündigt haben, nicht zur Eröffnungsfeier nach Peking zu reisen, hält Danckert wenig von einem "VIP-Boykott": "Die leeren Plätze würden mit ein paar Generälen gefüllt, und die Fernsehzuschauer würden nichts bemerken", erklärte er. "Ich schätze die Möglichkeit höher ein, sich bei einer solchen Gelegenheit gegenüber Journalisten und der Öffentlichkeit äußern zu können."

Der DOSB hatte in einer Erklärung vom 24. März einen Olympia-Boykott ausgeschlossen und bekanntgegeben, er werde "nach Abwägung aller Argumente und in Wahrnehmung seiner Verantwortung gegenüber den Athleten eine Mannschaft zu den Olympischen Spielen 2008 entsenden".

Danckert findet nun, "dass der Sport solche Dinge nicht ohne Abstimmung mit der Politik machen darf und machen kann". Zudem forderte er Bach und Walther Tröger als Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) auf, deutlich Stellung zu beziehen.

"Sport ist Teil der Gesellschaft"

Er erwarte von führenden Sportfunktionären, "dass sie Dinge, die die ganze Welt beschäftigen, kommentieren. Der Sport ist Teil der Gesellschaft."

Nicht hilfreich seien Äußerungen wie jene von Tröger. Der IOC-Funktionär hatte Sportlern mit dem Ausschluss von den Wettkämpfen gedroht, sollten sie in Peking offen gegen Chinas Tibet-Politik protestieren.

"Wir werden sehr genau darauf achten, ob Meinungsäußerungen von Athleten in Peking bestraft werden", kündigte Danckert an. "Die zentrale Frage ist: Akzeptieren der Sport, das IOC und der DOSB das Recht auf freie Meinungsäußerung als Menschenrecht?"

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt/Main bezeichnete die Drohung Trögers als einen "Skandal". In einer Erklärung vom Freitag erinnerte die Organisation nachdrücklich daran, "dass die freie Meinungsäußerung ein Grundrecht ist, dass auch durch die Olympische Charta nicht außer Kraft gesetzt werden könne".