DTB-Präsident irritiert vom IOC-Verhalten

SID

Berlin - Rainer Brechtken, der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) für seine lange Sprachlosigkeit in der Frage der Menschenrecht kritisiert.

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"Ich muss gestehen, dass mich das bisherige Verhalten des organisierten Sports ­ insbesondere der IOC-Mitglieder - zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking sehr irritiert hat", sagte Brechtken. Er habe viel zu lange eine klare politische Stellungnahme und offene Worte des Sports, insbesondere des IOC-Präsidenten und der IOC-Mitglieder, zur Durchführung der Olympischen Spiele 2008 in Peking vermisst.

"Das IOC muss seine politische Verantwortung vor dem Hintergrund der in der Olympischen Charta verankerten Grundsätze selbstbewusst wahrnehmen und aktiv Position beziehen", forderte Brechtken in seiner vom DTB veröffentlichten Stellungnahme.

"IOC hätte früher reagieren sollen"

Er begrüße es sehr, dass sich IOC-Präsident Jacques Rogge gegenüber der chinesischen Regierung endlich deutlich geäußert und das Gastgeberland in Bezug auf die Menschenrechte an die "moralischen Verpflichtungen" erinnert hat, die mit der Vergabe der Olympischen Spiele an Peking verbunden sind.

"Ich hätte mir eine solche Initiative des IOC bereits zu einem früheren Zeitpunkt gewünscht, zum Beispiel bei der Entzündung des olympischen Feuers in Athen. Damit hätte der Sport eine ganz andere Ausgangsposition für die öffentlichen Diskussionen der letzten Wochen gehabt", sagte Brechtken.

"Boykott wäre der falsche Weg" 

Mit der eindeutigen Aussage von Rogge gegenüber der chinesischen Regierung werde deutlich, dass die "Meinungsfreiheit ein unantastbares Menschenrecht" ist. Jetzt könnten sich die Aktiven und Olympia-Teilnehmer in ihrer Meinungsäußerung auf die Aussagen des obersten IOC-Repräsentanten berufen. "Dies nimmt zusätzlich den Druck von den Athleten, weil sie sich nach der klaren Positionierung durch die IOC-Führung jetzt angemessen vertreten fühlen."

Der Sport dürfe sich nicht von der Politik instrumentalisieren lassen, zum Beispiel durch die Forderung nach einem Boykott der Spiele als Mittel der Politik, sagte Brechtken. "Vor einer solcher Instrumentalisierung allerdings schützt nur eine eigene und selbstbewusste Position des Sports zur eigenständigen Politik der Olympischen Spiele. Deshalb halte ich die Entscheidung des Sports gegen einen Boykott der Olympischen Spiele für absolut richtig. Ein Boykott wäre der falsche Weg, weil damit die Plattform für Begegnung und Auseinandersetzung entfallen würde", sagte der DTB-Präsident.