San Francisco in Alarmbereitschaft

SID
Richard, Gere
© DPA

San Francisco - Proteste auch in San Francisco: Nach den Ausschreitungen in London und Paris haben in der kalifornischen Metropole Tausende Menschen schon vor der nächsten Etappe des olympischen Fackellaufs friedlich gegen die Tibet-Politik Chinas demonstriert.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Zum Lauf am Mittwoch um 13 Uhr Ortszeit werden Zehntausende von Demonstranten erwartet, die Polizei verstärkte ihre Sicherheitsmaßnahmen. Bei einer Kundgebung am Vorabend rief Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu die Staatschefs in aller Welt zum Boykott der Olympia-Eröffnungsfeier auf.

Hollywoodstar Richard Gere las aus einem Brief des Dalai Lama vor, in dem das religiöse Oberhaupt der Tibeter auf die Notwendigkeit gewaltloser Aktionen verweist. Zum Lauf mit der olympischen Flamme in San Francisco, der einzigen US-Station des Fackellaufs, rechnete die Polizei mit Zehntausenden Demonstranten und Zuschauern.

An der zehn Kilometer langen Strecke entlang der Hafenpromenade stellte die Polizei Absperrungen auf. Bürgermeister Gavin Newsom behielt sich vor, die Strecke notfalls kurzfristig zu verändern oder den Lauf vorzeitig abzubrechen.

Zuletzt war die olympische Flamme in Paris dreimal gelöscht worden, der Lauf wurde dann vorzeitig abgebrochen. Trotz der Ausschreitungen sprach sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) gegen einen vorzeitigen Abbruch des Fackellaufs aus, der noch durch mehrere Metropolen der Welt führen soll.

Mönche protestieren erneut 

Tibetische Mönche nutzten einen von Peking organisierten Besuch ausländischer Journalisten zu einer neuen Protestaktion. Im buddhistischen Kloster Labrang in der Provinz Gansu hätten zunächst 15 bis 20 Mönche die ausländischen Journalisten umringt, wie der Pekinger Korrespondent der Zeitung "Die Welt", Johnny Erling, der als einziger Deutscher an der Reise teilnahm, mitteilte.

Die Mönche hätten weinend für kulturelle Freiheit in Tibet, gegen Unterdrückung und für den Dalai Lama demonstriert.

Später sei die Gruppe auf bis zu 50 Mönche angewachsen. Nach einem emotionalen, etwa zehnminütigen Gespräch seien sie von älteren Mönchen abgedrängt worden. Die Sicherheitskräfte hätten nicht eingegriffen und lediglich versucht, die Korrespondenten zum Weitergehen zu bewegen.

Schon den ersten Besuch ausländischer Journalisten in Lhasa vor etwa zwei Wochen hatten Mönche zu ähnlichen Protesten genutzt. Nach offizieller Darstellung Pekings sollten die Mönche dafür nicht bestraft werden.

Appelle aus Australien und Frankreich

Mit deutlichen Worten kritisierte Australiens Ministerpräsident Kevin Rudd "erhebliche Menschenrechtsprobleme" in Tibet. In einer auf Chinesisch gehaltenen Rede vor Studenten der renommierten Peking Universität rief er gleichzeitig alle Parteien in Tibet dazu auf, auf Gewalt zu verzichten und eine Lösung im Dialog zu finden.

Frankreich appelliert an China, den Dialog mit den Vertretern des Dalai Lama wieder aufzunehmen. "Eine Fortsetzung dieses Dialogs ist der beste Weg, die derzeitige Lage zu beruhigen", sagte der außenpolitische Berater des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, Jean-David Levitte, Berlin.

Messner begrüßt Proteste

Der Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner begrüßte die Proteste gegen den olympischen Fackellauf. Der "Bild"-Zeitung" sagte Messner, ein Freund des Dalai Lama, zur Begründung: "Weil es um das kulturelle Erbe Tibets geht, das nicht verloren gehen darf. Die tibetische Kultur ist einmalig. Die Chinesen haben radikal versucht, das Tibetische auszulöschen. Jeder muss wissen, dass auf dem Dach der Welt ein Verbrechen passiert, das wir nicht verantworten können! Proteste dieser Art kann ich nur loben."

Die Proteste richten sich gegen die Tibet-Politik Pekings. In dem Hochland waren vor rund vier Wochen Proteste gegen die chinesische Fremdherrschaft gewaltsam niedergeschlagen worden. Nach den blutigen Unruhen in der tibetischen Hauptstadt Lhasa wurden nach Darstellung von Gouverneur Qiangba Puncog bereits 935 Menschen festgenommen.