Ärger vor Duell mit "Schlingel" Nadal

SID
Kohlschreiber, Kiefer
© Getty

Bremen - Nicolas Kiefer und Philipp Kohlschreiber übten vor dem Viertelfinale im Davis Cup gegen Spanien den demonstrativen Schulterschluss und spielten sich auch verbal die Bälle zu.

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"Ist doch klar Philipp", meinte Davis-Cup-Rückkehrer Kiefer und klopfte seinem zur Nummer eins der deutschen Nationalmannschaft avancierten Kollegen auf die Schulter: "Wir erwarten natürlich auch gegen Spanien wieder drei Punkte von Dir."

Die beiden Führungsspieler sollen im Viertelfinale die Punkte gegen den von Rafael Nadal und David Ferrer angeführten Topfavoriten aus Spanien holen. "Wir wollen das Unmögliche möglich machen", sagte Kiefer - und Kohlschreiber ergänzte in Bremen: "Mit Teamgeist und dem Publikum im Rücken."

Kühnen nimmt Kohlschreiber in Schutz

Mit Teamgeist? Dass es in der Mannschaft mal wieder Probleme gebe, dass Kohlschreiber seine Rolle als Leitwolf nicht richtig ausübe und Sonderrechte beanspruche, hieß es. "Blödsinn", nannte Patrik Kühnen die kursierenden Gerüchte und machte klar, dass sowohl die spätere Anreise des in der Schweiz lebenden Augsburgers als auch der Einsatz seines Trainers Michael Geserer mit ihm abgesprochen gewesen sei.

"Es entspricht nicht der Wahrheit, dass es im Team nicht stimmt. Die Geschichte ist konstruiert", so der Bundestrainer, der derlei Störfeuer aus seiner aktiven Zeit mit drei Davis-Cup-Siegen kennt.

Nadal schiebt Deutschland Favoritenrolle zu

Ein vierter Triumph nach 1988, 1989 und 1993 ist momentan freilich weit entfernt, auch wenn Nadal behauptet: "Wir sind nicht der Favorit. Favorit ist der, der zu Hause spielt." Der Platz in Bremen (Rebound Ace) ist so schnell, wie von den Deutschen gewünscht und hat sich schon in Krefeld voriges Jahr beim Erstrunden-Erfolg gegen Kroatien bewährt.

Auch damals galt das deutsche Team als krasser Außenseiter. Trotz Thomas Haas, der sich derzeit aus gesundheitlichen Gründen eine längere Davis-Cup-Auszeit nimmt. "Wir vier hier sind die momentan stärkste Mannschaft", warf Kohlschreiber ein. "Und wenn Tommy nicht fit ist, kann er uns auch nicht helfen."

Kiefer ganz entspannt 

"Wir wollen die Spanier nicht nur ärgern, wir wollen sie bezwingen", sagte Kiefer, der sich nach mehr als zwei Jahren Abstinenz "pudelwohl" im Kreis der Nationalmannschaft fühlt.

Die nach dem Training noch feuchten Haare lässig nach hinten gekämmt, erzählte der Hannoveraner mit einem Schmunzeln aus dem Nähkästchen. Dass er 1998 in Bremen sein Davis-Cup-Debüt gegeben hat und trotz 0:2-Satzrückstandes gegen Grant Staffort noch einen Punkt zum 5:0-Erfolg gegen Südafrika beisteuern konnte. "Zehn Jahre, das klingt ja furchtbar lange her", erzählte der 30-Jährige, der die Rolle als Nummer zwei vorübergehend klaglos angenommen hat.

Noch kein Sieg gegen Nadal

"Ich habe gelernt", meinte Kiefer, drehte sich zur Seite und erklärte in Richtung des als Nummer 25 der Weltrangliste 22 Plätze vor ihm notierten Kohlschreiber: "Dass einem die Worte manchmal im Munde verdreht werden, muss man lernen."

Kiefer hat den einzigen Vergleich mit Nadal gerade in Miami verloren. Und auch Kohlschreiber erging es in vier Duellen gegen den Weltranglisten-Zweiten nicht anders. "Er ist ein Schlingel und gibt einem selten eine zweite Chance", erklärte der 24-Jährige, der ganz Leitwolf die Losung ausgibt: "Wir müssen ans Limit gehen und sogar darüber hinaus."