Kiwi vs. Rafa zur Eröffnung

Von Florian Regelmann
Tennis, Kiefer, Nadal
© DPA

München - Man stelle sich vor, es ist Davis-Cup-Viertelfinale, die Paarung heißt Deutschland gegen Spanien, endlich mal wieder ein Kracher vor eigenem Publikum, aber irgendwie ist selbst der eingefleischteste Tennis-Fan nur so mittelheiß auf einen großen Triumph.

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Woran das liegt? Gut, die Zeiten mit den Kollegen Becker, Stich oder Steeb sind nun mal vorbei, aber ein Tommy Haas in Davis-Cup-Topform und ein Philipp Kohlschreiber, der so geniales Tennis spielt wie gegen Andy Roddick bei den Australian Open, da könnte schon Begeisterung aufkommen.

Nur leider ist Haas leider mal wieder nicht fit und steht nicht zur Verfügung. Auf seinen Ersatz Nicolas Kiefer zu bauen, verbietet sich aufgrund dessen Davis-Cup-Bilanz grundsätzlich.

Kohli muss es richten

Und Kohlschreiber befindet sich auch leider mehr in der Nieminen- als der Roddick-Form. Gegen den Finnen schied Kohli nach seinem Coup gegen Roddick in Melbourne sang- und klanglos aus. Seitdem geht - auch wegen einer fiebrigen Erkältung, die ihn zurück warf - nicht viel.

"Das Match gegen Roddick war wohl das bisher beste meiner Karriere. Ich hoffe natürlich, dass ich diese Woche wieder an diese Leistungen anknüpfen kann. Eines ist sicher: Ich werde kämpfen und alles geben", sagt Kohlschreiber gegenüber SPOX.com.

Auf den 24-Jährigen wird es im AWD Dome ankommen, das dürfte jedem klar sein. "Ich bin mit dem Gefühl nach Bremen gekommen, dass wir es schaffen können. Natürlich sind die Spanier die Favoriten. Aber wenn wir uns gut vorbereiten, uns wohl fühlen und das Publikum im Rücken haben, dann ist alles drin", glaubt Kohlschreiber.

Ist wirklich alles drin? SPOX.com hat die einzelnen Matches analysiert.

Nicolas Kiefer vs. Rafael Nadal

  

Head-to-Head: 0:1 (2008: Miami, Hardcourt: 6:2, 6:4 Nadal)

Analyse: Patrik Kühnen und Co. entschieden sich - welch Wunder - nicht für Sand, sondern für einen schnellen Rebound-Ace-Belag.

Man kann darüber diskutieren, ob man nicht einen noch schnelleren Untergrund hätte wählen können, zum Beispiel den schnellsten erhältlichen Teppich, aber auch der Hardcourt kommt Kiefer im Duell mit Nadal natürlich entgegen.

Trotzdem hat der Spanier erst zuletzt (Halbfinale Indian Wells/Finale Miami) bewiesen, dass er sein kraftvolles Spiel auch auf Hardcourt durchbringen kann.

Nadal wird sich wieder kurz vor dem Spiel in der Kabine vor dem Spiegel heiß machen, auf den Platz kommen, sich vor jedem Aufschlag an der Hose zupfen und einem fightenden Kiefer in vier Sätzen keine Chance lassen. 1:0 Spanien.

  

Philipp Kohlschreiber vs. David Ferrer

 

Head-to-Head: 1:2 (Hardcourt 1:1, letztes Duell 2007 World Team Cup auf Sand, 6:3, 7:5 Ferrer)

Analyse: Viele werden es immer noch nicht wissen, aber David Ferrer ist ein absoluter Topstar. Der 25-Jährige liegt momentan in der Weltrangliste auf Rang fünf.

Wenn es einen Spieler gibt, der noch mehr beißt als Nadal, dann Ferrer. Er hat unglaubliche Power, sowohl von der Vorhand- als auch der Rückhand-Seite und ist auf Hardcourt (Halbfinale US Open 2008) fast besser als auf Sand.

Ferrers Schwächen sind sein Aufschlag, der keine große Waffe ist, und teilweise seine Inkonstanz. So hat Ferrer in dieser Saison noch nicht viel gerissen. In Indian Wells und Miami schied er früh raus.

Kohlschreiber muss aggressives Tennis spielen, viel ans Netz gehen und Ferrer unter Druck setzen. Kohli in 5. 1:1.

 

Philipp Kohlschreiber/Philipp Petzschner vs. Feliciano Lopez/Fernando Verdasco

 

Analyse: Kohlschreiber hat 2008 schon starke Resultate im Doppel abgeliefert und wird wohl wieder gemeinsam mit Petzschner antreten.  

Petzschner bot bei den letzten Davis-Cup-Partien gute Vorstellungen. Das deutsche Doppel muss aber am Limit spielen, denn Lopez/Verdasco ist eine eingespielte Paarung, die schwer zu schlagen sein wird.

Eine enge Kiste. Aber das spanische Linkshänder-Duo setzt sich in vier engen Sätzen durch. 2:1 Espana.

 

Philipp Kohlschreiber vs. Rafael Nadal

 

Head-to-Head: 0:4 (Hardcourt 0:2, letztes Duell 2008 Dubai: 3:6, 6:1, 6:4 Nadal)

Analyse: Mit dem Rücken zur Wand wird Kohlschreiber noch einmal alles aus sich herausholen und zeigen, warum seine Rückhand ein Kunstwerk ist.

Nadal wird nach dem fünften Rückhand-Longline-Winner in Folge von Kohlschreiber die Nerven verlieren. Außerdem passiert das Unvorstellbare: Nadal ist nach den Strapazen der vergangenen Wochen etwas müde.

Kohli macht's spannend und gewinnt tatsächlich in vier Sätzen. 2:2.

 

Nicolas Kiefer vs. David Ferrer

 

Head-to-Head: 1:0 (2004: Toronto, Hardcourt: 6:3, 6:1 Kiefer)

Analyse: Es kommt zum alles entscheidenden Einzel, um den Einzug ins Halbfinale. Kiefer erwischt einen Traumstart und führt schnell mit 4:0, kann den Level aber nicht konstant hochhalten und muss sich in vier Sätzen geschlagen geben. Wie schon gesagt, Ferrer kann beißen...

Schade, aber Spanien gewinnt dann doch mit 3:2. Teamchef Kühnen wird sagen, dass man trotzdem mit der Leistung zufrieden sein kann und man sich insgesamt gut verkauf hätte.

Im nächsten Jahr will man - mit einem gesunden Tommy Haas - wieder angreifen...