Debakel für DLV bei Hallen-WM

SID
Ariane Friedrich
© DPA

Valencia - Als Hochspringerin Ariane Friedrich ihren achten Platz in Valencia kommentieren sollte, liefen ihr die Tränen über die Wangen und sie wandte sich erstmal ab. Dann biss die Frankfurterin auf die Zähne: "Bringen wir's hinter uns."

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) musste einige traurige Gestalten einsammeln am Ende der Hallen-Weltmeisterschaften. Erstmals seit der Premiere 1985 in Paris, als fünf deutsche Athleten bei dem Einladungs-Wettkampf mit leeren Händen zurückkehrten, gab es keine einzige Medaille.

"Schade für die deutsche Leichtathletik. Das lässt sich nicht gut nach außen darstellen", meinte der Leitende Bundestrainer Jürgen Mallow, der sich tapfer um Schadensbegrenzung bemühte.

"Keine Totalversager"

Ansonsten reagierte er gelassen auf die niederschmetternde Bilanz: "Wir haben keine wirklichen Totalversager. Ich sehe hier durchaus Positives." Die Vorbereitung auf Peking stand von vornherein im Vordergrund, deshalb schickte der DLV nur 16 Athleten - darunter viele junge.

Doch DLV-Präsident Clemens Prokop hatte auch gemahnt: "Die individuellen Erwartungen sind schon sehr groß. Der letzte Höhepunkt der Hallensaison ist wichtig, weil man mit diesem Eindruck auch in die Sommersaison geht."

Mallow ist jedoch auch nach den bitteren Lehrstunden "nicht im Geringsten im Zweifel, dass wir bei den Olympischen Spielen ein gutes Ergebnis abliefern werden".

Beste Platzierung: Rang fünf 

Das soll dann, wenn es nach den Vorstellungen der DLV-Spitze geht, im Rahmen der Freiluft-WM von Osaka 2007 liegen: zweimal Gold, zweimal Silber, dreimal Bronze.

Die Amerikaner (5/5/3) und die Russen (5/4/3) liefen sich bei der Hallen- WM als stärkste Nationen im Velodrom von Valencia schon mal für den Showdown in China warm.

Die besten Platzierungen der Deutschen gelangen Hürdensprinter Thomas Blaschek (Leipzig) und Stabhochspringer Tim Lobinger (München) jeweils als Fünfte.

"Wir sind untergegangen" 

Der 35-jährige Lobinger hatte den ganzen Winter bei Sportfesten geglänzt. Sein Traum vom zweiten WM-Gold nach 2003 platzte jedoch. Freimütig räumte Lobinger ein, dass seine Konkurrenten an diesem Tag eine Klasse besser waren.

"Es ist nicht so, dass ich diesen Wettkampf vermissen werde. Wir sind hier untergegangen", stellte er fest. Das Abschneiden von Lobinger und Co. bezeichnete Mallow dennoch als "nicht welterschütternd".

"Es gab individuelle, kleine und große Enttäuschungen, aber es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken." Ausdrücklich lobte er die Mainzer Stabhochspringerin Anna Battke (23), die bei ihrem WM-Debüt das Finale erreichte, auch wenn sie dort Letzte wurde.

Viele Erfahrungen 

Viel Erfahrung sammelte auch Ariane Friedrich. Mit 2,00, 2,01 und 2,02 Meter war sie in diesem Winter in die Weltklasse gesprungen. "Das geht in Chemnitz, in Sindelfingen, in Weinheim. Bei einer Hallen-WM ist das alles viel schwieriger", erklärte Mallow.

1,93 Meter war dieses Mal das Ende der Fahnenstange für die hoch talentierte Hochspringerin. "Was einen nicht umbringt, macht einen nur stärker", sagte Friedrich und mühte sich am Schluss wenigstens um ein kleines Lächeln.