Olympia-Auftakt ohne Merkel und Köhler

SID

Berlin - An der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking werden weder Bundespräsident Horst Köhler noch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) oder andere Regierungs-Mitglieder teilnehmen.

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Das bekräftigten der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg und Köhlers Sprecher in Berlin.

Dies habe allerdings nichts mit den Unruhen in Tibet zu tun, sagte Steg. Eine Teilnahme des Präsidenten sowie der Kanzlerin sei ohnehin nicht geplant gewesen.

"Aus dem Kabinett wird niemand an der Eröffnungsfeier teilnehmen", betonte Steg. Die entsprechenden Entscheidungen seien bereits vor den Unruhen getroffen worden.

Schäuble wird nach China reisen

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte am Rande eines EU-Außenministertreffens im slowenischen Brdo, weder er noch Merkel hätten die Reise nach Peking zur feierlichen Eröffnung der Spiele am 8. August geplant.

Deswegen handele es sich auch nicht um eine Absage. Der Sprecher von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, sein Minister wolle zehn Tage nach der Eröffnungszeremonie nach Peking reisen. Köhlers Sprecher erklärte, der Bundespräsident halte "bis auf weiteres" an seiner Planung fest, die Paralympics zu besuchen.

Merkel hält nichts von Boykott

Vize-Regierungssprecher Steg sagte, Merkel habe dem chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao bereits Mitte Februar in einem Telefonat mitgeteilt, dass sie nicht zu den Olympischen Spielen reisen werde.

Der chinesische Botschafter in Deutschland, Ma Canrong, verteidigte unterdessen das Vorgehen der chinesischen Regierung in Tibet und kritisierte die Diskussionen über einen möglichen Olympia- Boykott. China werde sich keinem Druck beugen, sagte Ma Canrong am Donnerstagabend in Berlin.

Steg erklärte, die Kanzlerin habe deutlich gemacht, dass sie von Boykottdrohungen oder anderen Maßnahmen wie Sanktionen "nichts hält".

Schauen auf China

Auch der Sprecher des Innenministers bekräftigte, dass Schäuble nichts davon halte, die Olympischen Spiele wegen der Unruhen in Tibet zu boykottieren. Damit könnten die Probleme, die politisch gelöst werden müssten, nicht geklärt werden.

Steinmeier wandte sich ebenfalls erneut gegen einen Boykott der Spiele durch die deutsche Olympiamannschaft: "Ich halte dies für keinen geeigneten Zeitpunkt, um über einen Olympiaboykott zu sprechen.

Wir sollten darauf schauen, wie die chinesische Regierung in den nächsten Wochen und Monaten die Lage weiter abarbeitet." Steinmeier sagte, "ein Nein zu Olympia, um sich das Gewissen zu erleichtern", sei weder eine Hilfe für die Menschen in China noch für die Sportverbände, die vor der "schwierigen Aufgabe" stünden, Austragungsorte für Großereignisse zu finden.