Deutsche Schwimmer kneifen vor EM

SID

Hamburg - Deutschlands Schwimmer gehen der Konkurrenz lieber aus dem Weg. Nach der verpatzten WM 2007 in Melbourne wollten alle Wettkampfhärte erwerben. Doch ein Jahr danach taucht das Gros der deutschen Top-Athleten bei den Europameisterschaften in Eindhoven ab.

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Fünf Monate vor den Olympischen Spielen und drei Wochen vor der nationalen Qualifikation für Peking sollen Niederlagen das eigene Selbstvertrauen nicht schwächen.

Für Sportdirektor und Cheftrainer Örjan Madsen ist dies der falsche Ansatz: "Da muss man den Mut haben, sich zu stellen." Von den Melbourne-Versprechungen ist nicht viel übrig geblieben.

Von der Realität überholt

Madsens Erkenntnis: "Es ist häufig so, dass man von der Realität überholt wird."

EM-Verzicht aus Angst vor einer Niederlage? "Bei einigen kann ich mir das gut vorstellen", sagt Rekordjäger und Routinier Thomas Rupprath.

"Im Endeffekt würde ein Start in Eindhoven wirklich Wettkampfhärte liefern." Der Rostocker hält sich für einen Staffel- Einsatz bereit. Der Frankfurter Olympia-Kandidat Helge Meeuw will es wissen.

"Scheiße, wenn ich verliere"

"Man muss sich dem Gegner stellen, man muss sich vor allem sich selbst stellen", sagt der 23 Jahre alte Medizin-Student. "Ich finde es scheiße, wenn ich verliere. Aber selbst wenn ich verliere, muss ich das in den Kontext stellen. Dann weiß ich, warum ich verloren habe." Und man kann darauf reagieren.

Wer in Peking überzeugen will, sollte sich vorher stark schwimmen, sich auch mental auf Erfolg programmieren. Nach der kurzfristigen Absage von Janine Pietsch wegen einer Bronchitis gehen in Janne Schäfer, Birte Steven, Paul Biedermann und Meeuw in Eindhoven nur noch vier Olympia-Kandidaten an den Start.

Im neunköpfigen deutschen Team wollen sie ihre Ansprüche auf Olympia untermauern und um die EM-Medaillen mitschwimmen.

Steffen muss passen

Weltrekordlerin Britta Steffen wäre gern dabei, muss aber wegen einer Schulterverletzung passen. Sie versucht, sich für die Olympia-Qualifikation vom 18. bis 23. April in ihrer Heimatstadt fit zu machen.

22 EM-Starter waren ursprünglich vorgesehen. "Ich bedauere, dass etliche Trainer und Athleten den Wettkampf nicht als Chance begreifen. Ich muss mich zeigen. Ich muss den anderen zeigen, dass ich da bin, nicht wegducken", sagt Jürgen Fornoff, Generalsekretär des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV).

Die Position als Nummer eins in Europa gibt der DSV in Eindhoven, wo am Sonntag im Synchronschwimmen die ersten Titel vergeben werden, freiwillig ab.

Madsen erfüllt die Norm nicht

Madsen verzichtet notgedrungen sogar auf fünf von sechs Staffeln, da wegen Verzichts und aufgrund von Verletzungen und Erkrankungen die geforderte Norm nicht erfüllt wurde.

Die Folge: Athleten, die über die Staffel auf einen Platz im EM-Aufgebot gehofft hatten, mussten passen.

Anderen passt die EM nicht in die Planung. Der Hinweis verschiedener Heimtrainer, alles müsse jetzt der Olympia-Qualifikation untergeordnet werden, überzeugt Madsen aber nicht.

Vorgeschmack auf Europäer

Die Konkurrenz werde in Eindhoven zeigen, was sie drauf habe und sich Mut für Peking machen. Madsen: "Wir werden einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommen, was die Europäer aufzubieten haben. Die Amis schwimmen jetzt schon Rekorde am Fließband."

Die größten Schwimm-Teams stellen in Eindhoven Italien mit 42 Aktiven, die Ukraine (35), Russland (32), Frankreich (31) und Gastgeber Niederlande (30).

Frankreichs Olympiasiegerin Laure Manaudou hat für die 200, 400 und 800 Meter Freistil sowie die 100 und 200 Meter Rücken gemeldet.