DOSB entsendet Mannschaft nach Peking

SID
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© DPA

Düsseldorf - Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat trotz der blutigen Unruhen in Tibet einen Boykott der Olympischen Spiele in Peking ausgeschlossen.

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Deshalb werde der DOSB "nach Abwägung aller Argumente und in Wahrnehmung seiner Verantwortung gegenüber den Athleten eine Mannschaft" entsenden, hieß es in einer DOSB-Erklärung.

Auch der Präsident des Internationalen Olympischen-Komitees (IOC), Jacques Rogge, erteilte erstmals öffentlich einem Olympia-Boykott eine klare Absage.

"Die Regierungen wollen ihn nicht, die Sportbewegung will ihn definitiv nicht und, da bin ich mir sicher, die Öffentlichkeit will ihn auch nicht", sagte er am Tag der Entzündung des Olympischen Feuers in der antiken Stätte in Olympia. Der kritische Punkt, für einen Boykott, sei nicht erreicht.

IOC in Sorge

Allerdings verfolgt das IOC mit großer Sorge die Ereignisse in Tibet. "Das IOC hat bereits seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass der Konflikt sobald wie möglich friedlich beigelegt wird", sagte Rogge.

Gewalt, aus welchem Grunde auch immer, widerspreche den olympischen Werten und dem olympischen Geist.

Das IOC betreibe "stille Diplomatie" und stehe im engen Kontakt mit den Chinesen. Nächsten Monat will Rogge anlässlich der IOC-Exekutivsitzung in Peking auch mit Ministerpräsident Wen Jiabao zusammentreffen.

"Ich habe eine Reihe von Punkten, die ich mit ihm diskutieren will, und er hat sicher einige mit mir zu besprechen", sagte der Belgier, der die Vergabe der Sommerspiele an Peking verteidigte.

"Waren nicht naiv"

"Wir waren nicht naiv. Als wir die Spiele nach Peking vergeben haben, wussten wir, dass es Diskussionen geben würde", sagte Rogge und fügte an: "Wir glauben, dass die Spiele ein Katalysator der Veränderung sein werden."

Zudem sei er überzeugt, dass sie die Auseinandersetzung mit dem Thema Menschenrechte in China vorangebracht habe. "Ist die Situation perfekt? Sicher nicht. Hat sie sich verbessert? Ich sage ja."

In der hitziger werdenden Debatte um einen Olympia-Boykott hat die Dachorganisation des deutschen Sports eindeutig Position bezogen und eine Nichtteilnahme kategorisch abgelehnt.

"Der DOSB ist der Ansicht, dass die Rolle des Sports die Förderung des Dialogs und der Verständigung ist", hieß es in der am Montag veröffentlichten Entschließung des DOSB-Präsidiums.

Brücken statt Mauern

"Seine Aufgabe ist es, Brücken zu bauen, nicht Mauern zu errichten." Deshalb tauge der Sport nicht als politisches Druckmittel. Man habe die Fragen eines Olympia-Boykotts mit den Menschenrechtsorganisationen amnesty international und human rights watch erörtert. Auch diese hätten sich dagegen ausgesprochen.

In Deutschland wird die Kritik an der verhaltenen Reaktion der Sportorganisationen immer lauter. Die deutsche Beteiligung an den Olympischen Spielen vom 8. bis 24. August wird aber weiterhin kaum infrage gestellt.

Der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Peter Danckert (SPD), forderte IOC und DOSB jedoch auf, nach Peking zu reisen. China müsse klar gemacht werden, "welcher Schatten auf die Olympischen Spiele zu fallen droht, wenn das gewaltsame Vorgehen gegen die Demonstranten nicht beendet wird", sagte Danckert der "Rheinpfalz am Sonntag".

Bundesbürger für Olympia 

Auch 58 Prozent der Bundesbürger wollen, dass Deutschland an den Spielen teilnimmt. Nach einer Emnid-Umfrage im Auftrag der "Bild am Sonntag" sind nur 36 Prozent für einen Boykott.

Dagegen schloss der Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering (CDU), in der "Bild am Sonntag" Boykott-Maßnahmen nicht aus.

"Peking muss sich entscheiden. Es sollte unverzüglich mit dem Dalai Lama verhandeln. Bleiben Signale der Verständigung aus, halte ich Boykottmaßnahmen für gerechtfertigt."