Bradl überrascht mit Podiumsplatz

SID
Stefan Bradl
© DPA

Doha - Die Party begann erst nach Mitternacht in einer Diskothek in der Nähe von Doha. Am einzigen Ort, wo es im islamischen Katar auch etwas Alkohol gab, feierte Stefan Bradl mit seinem Team bis in die Morgenstunden, ehe es auf den Rückflug ging.

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Bis dahin versuchte der Bayer das zu verarbeiten, was Stunden zuvor bei der Flutlichtpremiere der Motorrad-Weltmeisterschaft passiert war. Als Wiedereinsteiger hatte es der Zahlinger gleich im ersten Rennen in seinem neuen Grizzly Gas Kiefer Racing-Team auf einer Werks-Aprilia auf das Podium geschafft.

Platz drei im 125-ccm-Rennen bedeutete den ersten Podestplatz eines deutschen Piloten seit dem 2. Mai 2004, als der Hohenstein-Ernstthaler Steve Jenkner im spanischen Jerez Dritter geworden war. "Es war natürlich auch Glück dabei. Aber ich habe die Chance, die sich plötzlich bot, genutzt", sagte Stefan Bradl.

Karriere schon beendet 

Früher als erwartet scheint damit sein Stern aufgegangen zu sein und das ausgerechnet über der Wüste, in welche er sich symbolisch noch vor Beginn der vergangenen Saison selbst geschickt hatte.

Denn die Karriere des mittlerweile 18-Jährigen schien beendet, noch ehe sie richtig begonnen hatte. Als von vielen Experten gefeiertes Talent war Bradl ins Team des Spaniers Alberto Puig gekommen, doch dort wurde der Sohn des ehemaligen WM-Zweiten Helmut Bradl nicht glücklich.

Die Unstimmigkeiten führten dazu, dass Bradl Junior seine Laufbahn für beendet erklärte. Doch Freunde und Förderer des Zahlingers wollten das so nicht hinnehmen.

Volle Konzentration 

Ein österreichisches Unternehmen (Grizzly Gas) überredete ihn zum Weitermachen, besorgte ihm einen Startplatz in der spanischen Meisterschaft und schließlich Wild-Card-Einsätze in der WM.

Bradl holte sich den Titel in Spanien und überzeugte auch auf den WM-Strecken, so dass der deutsche Teamchef Stefan Kiefer gemeinsam mit Grizzly Gas ein Team aufstellte und Bradl mit Werksmaterial unter Vertrag nahm. Erstmalig scheint sich Stefan Bradl in einem Team rundum wohl zu fühlen.

Er kann sich damit ganz auf seinen Sport konzentrieren. Denn bis auf Hänger im Training, die ihm am Ende den unbefriedigenden 15. Startplatz bescherten, bestätigte er in Doha seine Test-Ergebnisse, bei denen er immer mit den WM-Favoriten mithalten konnte.

"Besser als mein Vater sein" 

Der bislang letzte deutsche Weltmeister Dirk Raudies glaubt, dass auch Siege in absehbarer Zeit möglich sind. "Wenn Stefan in den ersten Rennen ganz vorn dabei sein kann, ist alles möglich. Er besitzt die Fähigkeit und Erfahrung, auch Rennen zu gewinnen. Das hat er in der spanischen, vorher auch in der deutschen Meisterschaft gezeigt", hatte Raudies schon vor Wochen angekündigt.

Bradl selbst sieht der Zukunft gelassen entgegen und an sich noch jede Menge Verbesserungsmöglichkeiten. "Ich muss bereit sein, im Qualifikationstraining auch mal 110 Prozent aus mir rauszupressen. Wenn mir das gelingt und ich in der Startaufstellung schon ganz vorn dabei bin, ist mit diesem Motorrad vieles möglich", meinte der Aprilia-Pilot und hat sein großes Ziel für die nächsten Jahre schon formuliert: "Ich will am Ende einen Platz besser sein als mein Vater." Und der war immerhin WM-Zweiter.