Bekannter als Beckham

Von Interview: Haruka Gruber
Abraham, Arthur
© Getty

München - Vom Schlumpf zum Blutboxer und nun der König.  Weltmeister Arthur Abraham hat mit 28 Jahren eine bewegte Karriere hinter sich.

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Im SPOX.com-Interview spricht er über sein Kaninchen, den bevorstehenden Sprung in die Staaten und Vergleiche mit David Beckham.

SPOX: Wie geht es Mike Tyson? 

Arthur Abraham: Keine Ahnung, was er gerade macht. Oder meinen Sie mein Kaninchen?

SPOX: Genau. Ihr Haustier, das Sie nach dem ehemaligen Schwergewichts-Superstar getauft haben.

Abraham: Ihm geht's sehr gut, danke der Nachfrage. Er ist nach wie vor quietschfidel und eine schöne Ablenkung zum harten Training. Mike Tyson ist halt mein Maskottchen.

SPOX: Die Namenswahl Ihres Kaninchens hat aber schon was mit dem richtigen Mike Tyson zu tun?

Abraham: Klar, Tyson ist mein Idol, keine Frage. Aber um das vorwegzunehmen: Ich meine den jungen Tyson. Was er nach seinem Karriere-Höhepunkt erleben musste, ist einfach nur deprimierend.

SPOX: Was fasziniert Sie am jungen Tyson?

Abraham: Er ließ sich von nichts unterkriegen, ging immer auf seine Gegner drauf, hatte vor nichts und niemandem Angst. Obwohl nur 1,83 Meter groß, haben alle Schwergewichtler vor ihm gezittert, weil er unermüdlich attackiert hat. Imponierend.

SPOX: Ihr großer Zahltag soll noch kommen. Wann geht es in die USA?

Abraham: Wenn alles glatt läuft, trete ich am 7. Juni in New York gegen Giovanni Lorenzo an. Aber zunächst kommt Ayala, darauf kommt es erstmal an.

SPOX: Den ersehnten Kampf gegen Felix Sturm wird es demnach nicht geben?

Abraham: Erstmal nicht. Wir haben seinem Management ein sehr gutes Angebot gemacht, sie haben sich aber nicht gerührt.

SPOX: Weil Sturm Angst hat?

Abraham: Angst ist das falsche Wort, aber Sturm ist nun mal das Zugpferd bei Universum, daher wollen sie kein Risiko gehen. Aber irgendwann werden sie schon noch ja sagen.

SPOX: Sind Sie eigentlich etwas neidisch auf Sturm? Immerhin hat ihm der Big Fight gegen Oscar de la Hoya gereicht, um zu einem Mittelgewichts-Star aufzusteigen.

Abraham: Ich und neidisch? Überhaupt nicht. Nur zur Erinnerung: Sturm hat den Kampf verloren, daher verzichte ich mit Vergnügen auf so einen Big Fight und bleibe unbesiegt. Ich will ein Star sein wegen meiner Erfolge, nicht wegen einer Niederlage.

SPOX: Bekanntheit erlangten Sie vor allem durch Ihren Fight gegen Edison Miranda vor eineinhalb Jahren. Von wegen gebrochener Kiefer, einen Liter Blut verloren, acht Runden weitergeboxt...

Abraham: Ich bin eben ein Typ, der über seine Grenzen hinausgeht, wenn es sein muss. Das Wichtigste damals war einfach, dass ich meinen Kopf nicht verloren habe. Wenn man mental voll auf der Höhe ist, kann man auch verletzt weiterboxen.

SPOX: Die "Bild" taufte sie daraufhin in den "Blutboxer" um. Schon was anderes als ihr vorheriger Spitzname "Schlumpfboxer", oder?

Abraham: Show gehört eben zum Boxen, und die Sache mit dem Schlümpfesong beim Einmarsch und der Schlumpfmütze kam ja auch gut an. Die Leute haben mitgetanzt und ich wurde populärer.

SPOX: Aber so richtig anfreunden konnten Sie sich damit aber nicht.

Abraham: Am Anfang war es okay, als Weltmeister gefällt mir mein neuer Kampfname "King Arthur" aber doch deutlich besser. Generell ist es jedoch egal, wie man genannt wird, denn unter dem Strich erinnern sich die Leute nur an einen, der gut und mutig boxt.

SPOX: In Ihrer Heimat Armenien brauchen Sie keinen Spitznamen. Wie man hört, sind Sie dort der absolute Superstar, bekannter als David Beckham.

Abraham: Das könnte man so sagen. Mein letzter Kampf hatte zum Beispiel eine Einschaltquote von 81 Prozent, und wenn ich nach Armenien komme, ist immer ein Megaauflauf. In naher Zukunft kommt auch ein Dokumentarfilm über mich in die Kinos.

SPOX: Fühlen Sie sich eigentlich mehr als Deutscher oder als Armenier?

Abraham: Schwierige Frage. Einerseits habe ich die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und bin dafür dankbar, hier meinen Aufstieg geschafft zu haben. Andererseits finde ich, dass jeder, der seine Heimat vergisst, kein guter Mensch ist. Daher sage ich salomonisch: 50 Prozent deutsch, 50 Prozent armenisch.

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