Ohne Boll: Druck auf Ovtcharov

SID
Tischtennis, Ovtcharov
© Getty

Guangzhou - Ohne Timo Boll streben Deutschlands Tischtennis-Herren eine Medaille bei der Mannschafts-WM in China an.

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Der Europameister, der wegen einer Knieverletzung ausfällt, steht im ständigen Kontakt mit seinen Kollegen und hält nach Silber 2004 sowie Bronze 2006 den dritten WM-Podestplatz in Folge auch ohne sein Mitwirken für möglich.

"Ich bin traurig, nicht dabei sein zu können. Bis auf China haben die anderen Teams aber Respekt vor uns. Wenn alle am Limit spielen, ist eine Medaille für uns drin", beurteilte der Weltranglisten-Fünfte die Chancen für die einwöchige Olympia-Generalprobe, die in Guangzhou (Kanton) beginnt.

Für den Computer-Experten Boll, der in seiner hessischen Heimat den WM-Verlauf via Internet verfolgen will, wurde Jörg Roßkopf (Jülich) nachnominiert. "Wir sind für unsere Gegner schwer auszurechnen. Vieles ist möglich", sagte der 38 Jahre alte Rekordnationalspieler.

Einiges möglich 

Er absolviert bereits sein 16. WM-Turnier seit 1985 und gilt als ruhender Pol im Europameister-Team, das in der Gruppe C gegen Japan, Russland, Frankreich, Serbien und gegen die Slowakei um Platz eins kämpft. Er würde die direkte Qualifikation für das WM-Viertelfinale bedeuten.

Bolls Rolle als Führungsspieler soll sein Düsseldorfer Klubkollege Dimitrij Ovtcharov übernehmen. "Ich habe jetzt die Verantwortung, mache mir aber keinen großen Druck, zwei Punkte machen zu müssen", sagte der 19-jährige Senkrechtstarter.

Der EM-Dritte ist auf Rang 15 der Weltrangliste geklettert und bildet mit Roßkopf, Christian Süß (Düsseldorf), Bastian Steger (Frickenhausen) sowie Patrick Baum (Frickenhausen) ein Quintett, auf das Bundestrainer Richard Prause große Stücke setzt: "Wenn jeder seine Leistung abrufen kann, ist in der Hauptrunde einiges möglich. Wir werden für viel Spannung sorgen."

China klarer Favorit 

Bereits das WM-Auftaktspiel gegen Russland wird am Sonntag (09.30 Uhr) zeigen, wie es um die Form des DTTB-Teams bestellt ist. Der russische Spitzenspieler Alexei Smirnow bezwang Anfang Februar beim Europa Top 12-Turnier in Frankfurt/Main sowohl Boll als auch Ovtcharov.

Die neu formierten Damen das Deutschen Tischtennis Bundes (DTTB) wollen in ihrer Gruppe gegen Hongkong, Österreich, Spanien, Weißrussland und Thailand Platz drei und damit den Einzug ins Achtelfinale erreichen. "Das ist ein realistisches Ziel", erklärte Damen-Coach Jörg Bitzigeio.

Ohne Rekordmeisterin Nicole Struse (Kroppach), die nach 20 Jahren nicht mehr berücksichtigt wurde, sind die erfahrenen Spielerinnen Wu Jiaduo (Kroppach) und Elke Wosik (Busenbach) gefordert.

Gastgeber China ist nicht nur wegen des Heimvorteils in beiden Wettbewerben klarer Favorit. Rückschlüsse vom WM-Abschneiden auf das olympische Mannschafts-Turnier im August in Peking sind wegen der unterschiedlichen Spielsysteme nur bedingt möglich. In Guangzhou finden maximal fünf Einzel statt, bei Olympia besteht ein Team- Wettkampf aus vier Einzel und einem Doppel. "Da gibt es viel mehr taktische Möglichkeiten", erläuterte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig.

Das DTTB-Aufgebot:

Herren: Dimitri Ovtcharov (Borussia Düsseldorf/19 Jahre/Weltranglisten-15.), Bastian Steger (TTC Frickenhausen/26/33.), Christian Süß (Borussia Düsseldorf/22/37.), Jörg Roßkopf (TTC Indeland Jülich/38/47.), Patrick Baum (TTC Frickenhausen/20/129.)

Damen: Wu Jiaduo (FSV Kroppach/30/17.), Elke Wosik (TV Busenbach/34/44.), Zhenqi Barthel (DJK Holsterhausen/21/94.), Amelie Solja (TSV Saarlouis-Fraulautern/17/113.)