Unger wieder im Startblock

SID
Unger
© DPA

Stuttgart - Im Februar 2005 sprintete Tobias Unger im Sindelfinger Glaspalast über 200 Meter zum deutschen Hallenrekord. Jetzt kehrt der Schwabe auf die Erfolgsbahn zurück und will endgültig seine Verletzungsmisere vergessen lassen.

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"Ich denke sehr oft an dieses Rennen. Es war ein unheimlich schönes Erlebnis. Ich freue mich, dass jetzt, da ich wieder fit bin, die Meisterschaften in Sindelfingen stattfinden", sagt der 28-Jährige vor den deutschen Titelkämpfen am Wochenende. "Da kann ich beweisen, dass es vor drei Jahren keine Eintagsfliege war."

Nach seinem angestrebten Doppel-Erfolg über 60 und 200 Meter will Unger entscheiden, ob er zu den Hallen-Weltmeisterschaften nach Valencia (7. bis 9. März) fliegt. Pech für ihn: Die 200 Meter sind unterm Dach aus dem internationalen Programm gestrichen worden. Auf seiner Hausstrecke war der Athlet vom LAZ Kornwestheim/Ludwigsburg 2005 in Madrid Hallen-Europameister.

Unger hat einiges aufzuholen 

Damals hatte er seinen Rekord von Sindelfingen (20,56 Sekunden) noch einmal um drei Hundertstel verbessert. Über 60 Meter hat Unger in diesem Winter eine Bestzeit von 6,63 aufzuweisen. "Wenn er eine Zeit um die 6,57 läuft, dann können wir drüber reden", sagt sein Trainer Micky Corucle zu einer WM-Teilnahme. Aber hinfahren, um Valencia zu besichtigen und vielleicht ins Halbfinale zu kommen - dafür ist die Zeit zu schade.

Schließlich hat Unger einiges aufzuholen: Den Sommer 2006 musste er wegen einer Fersensporn-Operation komplett streichen. Im vergangenen Jahr bremste ihn eine Virusinfektion. So reichte es nur zu einem Staffel-Start bei der Freiluft-WM in Osaka/Japan.

Danach musste sich der Sprinter erst wieder freilaufen. "Im Training fragt man sich ständig: Tut noch was weh?", erklärt er. Auch finanziell hat der gelernte Bankkaufmann in den vergangenen beiden Jahren Abstriche machen müssen, weil die Startgelder fehlten. "Aber so viel Geld gebe ich nicht aus, von daher geht es schon", sagt er.

Peking als großes Ziel 

Bei den Meetings kürzlich in Stuttgart und Karlsruhe war Unger aber schon wieder eine Publikumsattraktion. Und er genoss es sichtlich, wieder auf der Bahn und im Rampenlicht zu stehen. Nach seinen 20,84 und 20,88 Sekunden über 200 Meter will er in diesem Winter "gerne noch eine 20,60er Zeit laufen". Die Hallen-Saison ist ohnehin nur ein Warm up: "Peking habe ich immer im Hinterkopf. Das ist das große Ziel."

In Athen 2004 war er schnellster Weißer, bei der WM ein Jahr später in Helsinki wurde der Sportmanagement-Student von der Universität Tübingen erneut Siebter. Inzwischen kann er eigentlich den fünften Rang für sich in Anspruch nehmen: Die damals vor ihm platzierten Justin Gatlin und John Capel (beide USA) sind des Dopings überführt worden. Doch damit beschäftigt sich Unger derzeit nicht. "Ich mache mir keinen Druck, ich will einfach gesund bleiben und Spaß am Laufen haben."