Köln 99ers kämpfen um ihre Existenz

SID
Basketball, Köln, 99ers
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Köln - Insolvenz, Ausverkauf, Untergang - der ehemalige Basketball-Meister Köln 99ers kämpft um seine Existenz.

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Nachdem Club-Mäzen Herbert Zimmer im Januar bekannt gab, seine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen zu können, mussten die Domstädter einen Insolvenzantrag stellen. Dem Meister von 2006 und dreimaligen Pokalsieger fehlen 800 000 Euro. Bis zum 19. Februar muss das Geld aufgetrieben werden, sonst gehen bei den 99ers die Lichter aus.

"Zunächst stehen wir mit dem Rücken zur Wand", sagt 99ers-Sprecher Jan Odendahl. Es fehle ein Sponsor, der den ersten Schritt macht. Für den Fall, dass sich ein Geldgeber findet, hoffen die Verantwortlichen auf einen Domino-Effekt.

Viele Unternehmen hätten ihre grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, sich zu engagieren. Doch den Anfang will offenbar keiner machen. "Dabei ist das von der Publicity her kaum zu toppen, wenn jetzt jemand einsteigt", meint Odenthal.

Leistungsträger auf dem Absprung

Unterdessen kehren Leistungsträger den 99ers reihenweise den Rücken: Der Serbe Aleksandar Nadjfeji und Immanuel McElroy zu ALBA Berlin, Toby Bailey (beide USA) nach Spanien. Es seien Trennungen im Guten gewesen, betont Odendahl.

"Da ist kein böses Blut. Wir haben ihnen viel zu verdanken und treten nicht nach". Nur die Tatsache, dass Nadjfeji und McElroy ausgerechnet kurz vor dem Cup-Achtelfinale gegen ALBA an die Spree wechselten, habe einen "faden Beigeschmack".

Von Saturn bis Galatasaray

Neu sind solch knifflige Situationen indes nicht. Die Geschichte des Basketballs in der Domstadt gleicht einem ewigen Auf und Ab. In den 80ern feierte Saturn Köln vier Meistertitel und zwei Pokalsiege. Gönner war Fritz Waffenschmidt, ihm gehörte bis 1984 die Elektronik-Kette Saturn.

1989 stieg der Handelskonzern Metro als Saturn-Eigner aus und brachte den Club in Nöte. Kurzfristig sprang Galatasaray Istanbul ein, es ging als Galatasaray Köln weiter. Doch nach einigen Monaten zahlten die Türken nicht mehr - angeblich wegen geringer Fan-Zahlen. Köln verschwand bis 1999 von der Basketball-Landkarte.

Viele Namen - kaum Besserung

Vor neun Jahren bekamen die neu gegründeten Cologne 99ers als erster Verein Deutschlands eine Wildcard für die Bundesliga und etablierten sich in der Beletage. Aus den 99ers wurde erst RheinEnergy Cologne, dann RheinEnergie Köln.

Zu Beginn dieser Saison musste sich der Verein in Köln 99ers umbenennen, weil sich der Energie-Riese RheinEnergie AG als Namenssponsor zurückgezogen hatte. Vom drohenden kompletten Aus ahnte damals noch kaum jemand etwas.

"Zukunftsorientiertes Projekt"

Von Titeln spricht bei den 99ers keiner mehr. Laut Odenthal und Manager Jens Brämer ist ein Mittelfeldplatz das neue Saisonziel - wenn die Rettung glückt. Erreicht werden soll das mit jungen Spielern wie Philipp Schwethelm (18) und Marko Keselj (20).

Odenthal spricht vom "zukunftsorientierten Projekt". Es gebe ein Potenzial, das sich mancher Bundesligist wünsche. "Es wäre fatal, wenn das erfolgreichste Team der letzten Jahre untergehen würde - noch dazu unverschuldet."