Astana nicht bei Tour de France

SID
Radsport, Klöden, Astana
© DPA

Madrid/München - Jahrelang fieberte ganz Deutschland mit, wenn Jan Ullrich im Juli um den Sieg bei der Tour de France kämpfte.

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Mittlerweile kämpft Ullrich nur noch gegen Doping-Anschuldigungen. Und nun sieht es so aus, als ob in diesem Jahr bei der größten Rundfahrt im Radsport auch kein anderer Deutscher um den Sieg mitfahren darf.

"Es gibt keine Chance, dass Astana bei der Tour startet. Astana ist bei keinem der Rennen willkommen, die wir 2008 organisieren", sagte Sprecher Matthieu Desplats vom Tour-Veranstalter ASO. Dadurch wird der einzige ernsthafte deutsche Sieganwärter Andreas Klöden wie Tour-de-France-Sieger Alberto Contador in diesem Jahr nur die Zuschauerrolle bleiben. "Astana hat das Vertrauen der Veranstalter in den vergangenen Jahren missbraucht", hieß es in einer ASO-Erklärung.

Verwicklung in Skandale als Grund

Vor zehn Tagen hatte Astana bereits das Aus für den am 10. Mai beginnenden Giro d'Italia hinnehmen müssen. Nach dem Giro-Organisator RSC zeigte offenbar auch Tour-Veranstalter ASO dem neu ausgerichteten Team des Belgiers Johan Bruyneel die Rote Karte.

Die Verwicklung in mehrere Dopingskandale soll für die ASO-Verantwortlichen laut "Cadena Ser" schwerer gewogen haben als die personelle Erneuerung des Teams.

Zugleich betonten die Tour-Veranstalter, dass der kasachische Rennstall künftig eventuell wieder eine Chance bekommen könnte: "ASO wird aufmerksam verfolgen, welche Anstrengungen Astana unternimmt, um die Saison 2008 ohne Affären und Verdächtigungen zu absolvieren." Desplats konkretisierte: "Falls Astana ein Jahr lang in keinen Dopingfall verwickelt ist, werden wir den Fall neu betrachten."

Auch Gerdemann nicht dabei?

Doch nicht nur Klöden muss auf die Teilnahme an der "Großen Schleife" verzichten, sondern wohl auch zahlreiche andere deutsche Fahrer. Laut der spanischen Sportzeitung "As" könnte auch der T-Mobile-Nachfolger Team High Road nicht berücksichtigt werden. Davon wären unter anderem die deutschen Hoffnungsträger Linus Gerdemann und Gerald Ciolek betroffen.

"As" beruft sich dabei auf einen Insider aus der Tour-Organisation, der sagt: "Die Liste der zur Tour eingeladenen Mannschaften könnte noch weitere Überraschungen bereit halten - neben dem Ausschluss von Astana mit Alberto Contador."

Das Problem von High Road: Der Rennstall zählt zu einer Gruppe von neun Top-Teams, die im Konflikt zwischen Rennveranstaltern und UCI gemeinsam Druck ausüben möchten, was die Tour-Ausrichter natürlich nicht gerne sehen.

Drei Sündenböcke im Team 

Astana war bereits im vergangenen Jahr negativ aufgefallen. Während der vergangenen Tour war Kapitän Alexander Winokurow des Fremdblut-Dopings überführt worden.

Kurz nach Winokurow, dessen Enttarnung zum Tour-Rückzug des gesamten Teams führte, wurde auch Andrej Kaschetschkin wegen des gleichen Vergehens belangt. Bereits Ende April war der Nürnberger Matthias Kessler positiv auf Testosteron-Doping getestet worden.

Alle drei Fahrer sind nicht mehr für Astana aktiv. Stattdessen hat Bruyneel, der als Regisseur der Siegesserie des siebenfachen Tour-Champions Lance Armstrong (USA) gilt, um Contador, Klöden und den US-Amerikaner Levi Leipheimer ein neues Team aufgebaut.