Rätselraten um die Form von Federer und Nadal

SID

Melbourne - Mit der knappen Überschrift "Happy new year" stimmte die australische Zeitung "The Age" ihre Leser auf das erste große Tennis-Spektakel der neuen Saison ein.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Im vergangenen Jahr waren die Australian Open ein heißer Start in ein heißes Jahr", schrieb das Blatt in Anspielung auf die extreme Hitze in Melbourne und die noch immer nicht ausgestandene Wett-Affäre. Die Veranstalter des ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres (14. bis 27. Januar) hoffen zwar, dass es in den kommenden 14 Tagen nur noch sportliche Schlagzeilen zu vermelden gibt, doch bereits vor dem ersten Aufschlag gab es reichlich Diskussionsbedarf "down under".

Ist Roger Federer nach Magen-Darm-Virus und kurzem Krankenhausaufenthalt wirklich "100 Prozent fit", wie er sagt, und bereit für die Titelverteidigung? Wie steht es um die Gesundheit von Rafael Nadal, der vor einer Woche im Finale von Chennai völlig entkräftet eine 0:6, 1:6-Schlappe gegen Michail Juschni kassierte? Und wie kommen die Protagonisten mit dem neuen Boden zurecht?

Neuer Boden 

Nach 20 Jahren mit dem grünen Rebound Ace wurde für die Auflage 2008 nämlich ein leuchtend blauer Kunststoffbelag mit dem schönen Namen Plexicushion verlegt. Dieser soll bei extremer Hitze nicht mehr so stumpf werden und damit die Verletzungsgefahr verringern. Doch noch sind sich die Profis uneinig über die Qualität.

"Vielleicht wird der Platz nach einer Woche ja schneller, momentan ist er noch ziemlich langsam", sagte der Weltranglisten-Dritte Novak Djokovic vor seinem Erstrunden-Match gegen den Mettlacher Benjamin Becker. Nach Meinung von Doha-Sieger Andy Murray ähnelt der aus den USA kommende Untergrund zu sehr dem bei den US Open. "Zu den Dingen, die den Reiz der Grand-Slam-Turniere ausmachen, sollte auch gehören, dass die Böden unterschiedlich sind", meinte Murray vor seinem mit Spannung erwarteten Duell gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga.

Der ehemalige Turnierdirektor Paul McNamee beklagte gar einen "Ausverkauf Australiens" und den "Verlust der Einzigartigkeit, den unser Turnier hier immer hatte". Dagegen geben sich die beiden großen Favoriten gelassen. "Ich freue mich auf den neuen Belag", sagte der Weltranglisten-Erste Federer, der gegen den Argentinier Diego Hartfield ins Geschehen eingreift - ohne ein ernsthaftes Match bestritten zu haben seit seinem Sieg beim Masters-Cup am 18. November.

Becker geschockt 

Nadal sagte vor seinem Erstrunden-Match gegen den Serben Viktor Troicki: "Ich sehe keinen großen Unterschied." Wichtiger war ihm die Botschaft: "Ich bin körperlich fit." In Chennai sei er nur müde gewesen nach dem anstrengenden Halbfinale gegen Carlos Moya.

Von den 16 Deutschen im Hauptfeld war kein Wehklagen zu hören - zumindest nicht, was den Boden betrifft. Davis-Cup-Spieler Benjamin Becker stöhnte eher über sein Erstrunden-Los Djokovic. "Ich bin schon etwas geschockt", sagte der 26-Jährige vor dem Match und fügte trocken an: "Verloren ist das Spiel nicht, aber zum Favoriten kann man mich bei dieser Partie nicht zählen."

Gleich neun Deutsche waren am Eröffnungstag im Einsatz - darunter der momentan stark aufspielende Philipp Kohlschreiber, der sich nach seinem Sieg beim Turnier in Auckland vorgenommen hatte, auch den kroatischen Qualifikanten Roko Karanusic "wegzuhauen".

Zudem standen Mischa Zverev (Hamburg), Rainer Schüttler (Korbach), Michael Berrer (Stuttgart), Sandra Klösel (Urloffen) und Julia Schruff (Augsburg) in einem deutschen Duell, Florian Mayer (Bayreuth), Angelique Kerber (Kiel) und Tatjana Malek (Bad Saulgau) am ersten Tag auf dem Platz. Am Dienstag steht dann für Nicolas Kiefer die schwere Erstrunden-Prüfung gegen den Spanier Juan Carlos Ferrero an. Und auch vom 30 Jahre alten Profi aus Hannover gab es eine Einschätzung zum Boden: "Ist okay, hat halt 'ne andere Farbe."