Grand-Prix-Pilot Rosemeyer starb vor 70 Jahren

SID

München - Er war jung, mutig und erfolgreich, doch sein Draufgängertum kostete ihn früh das Leben: Kaum jemand füllte in den 30er Jahren die Rolle des "tragischen Helden" so aus wie Bernd Rosemeyer.

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Vor 70 Jahren starb der Ausnahme-Rennfahrer bei einem Rekordversuch auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt bei Mörfelden-Walldorf - mit nur 28 Jahren.

Die Nachricht vom Tod eines der größten deutschen Sportstars seiner Zeit am 28. Januar 1938 versetzte Deutschland in einen Schock. Eine Windböe hatte Rosemeyers Auto Union bei einem Tempo von mehr als 430 Stundenkilometern erfasst und von der Bahn getragen.

"Fassungslose" Fans

"Wenn ich - einem inneren Zwang folgend - die Zeilen schreiben muss, dann geschieht es, weil Bernd Rosemeyer nicht Ihnen allein, sondern uns allen gehörte, und weil wir fassungslos erschüttert sind", schrieb ein Fan an Rosemeyers Witwe, der weltberühmten Fliegerin Elly Beinhorn.

Auf dem Autobahnparkplatz Mörfelden erinnert noch heute ein Denkmal an eines der größten Talente des Grand-Prix- Sports.

Der 1909 in Lingen geborene Rosemeyer, der viele der an ihn gerichteten Autogrammwünsche lediglich mit Hilfe eines Stempels bewältigen konnte, hatte seine Karriere im Motorradsattel begonnen.

Das Sport-Traumpaar 

1935 stieg er auf vier Räder um und in den Grand-Prix-Sport auf. Obwohl Rosemeyer keine Erfahrung am Steuer von Rennwagen hatte, kam er auf Anhieb blendend mit dem von Ferdinand Porsche konstruierten Auto Union zurecht, der wegen des damals ungewohnten Heckmotors als extrem schwer beherrschbar galt.

Im Verlauf seiner ersten Saison brachte es Rosemeyer auf fünf Podestplätze, darunter einen Sieg auf dem Masaryk-Ring bei Brünn. Dort lernte er auch Elly Beinhorn kennen. Der Rennfahrer und die Sportfliegerin, die im vergangenen November im Alter von 100 Jahren starb, bildeten das Sport-Traumpaar ihrer Zeit.

1936 sicherte sich Rosemeyer im Cockpit des 520 PS starken Auto Union nach Erfolgen in den Grand Prix von Deutschland, der Schweiz und von Italien sowie beim Eifelrennen die Europameisterschaft, die mit der heutigen Formel-1-WM vergleichbar war.

Im Jahr der Titelverteidigung erwies sich der Auto Union dem legendären Typ W125 von Daimler-Benz als unterlegen.

Geschwindigkeitsrekord 

Eine dritte Grand-Prix-Saison sollte es für Rosemeyer nicht geben: Ende Januar 1938 treffen sich die Rivalen Daimler-Benz und Auto Union auf der Autobahn Frankfurt-Darmstadt.

Einziges Ziel: Der Geschwindigkeitsrekord. Nachdem sich eine Schlechtwetterfront verzogen hat, scheinen die Bedingungen am 28. Januar günstig.

Mercedes-Pilot Rudolf Caracciola erobert die Bestwerte über den fliegenden Kilometer und die fliegende Meile. Dabei erreicht er ein Durchschnittstempo von 432,7 Stundenkilometern. Anschließend will Rosemeyer starten. Caracciola rät seinem Kontrahenten wegen aufkommender Seitenwinde von einem Versuch ab.

Warnungen ignoriert 

Rosemeyer ignoriert die Warnung. Um 10.30 Uhr setzt er sich ans Steuer des stromlinienverkleideten Rekordfahrzeugs. Er schafft 429,9 Stundenkilometer. Kurz vor zwölf Uhr gibt Rosemeyer erneut Gas.

Doch der Versuch endet in einer Katastrophe. Für den Crash gibt es keine Augenzeugen. Die Helfer finden lediglich Trümmerteile und den Unglückspiloten, der aus dem Wagen geschleudert wurde und - äußerlich unverletzt - am Fuße eines Baums liegt.

Als Unfallursache wurde eine Windböe angegeben. Tatsächlich war es aber eine Kombination aus Wind und der mangelhaften Aerodynamik des Fahrzeugs.