Federer nach Aus in Melbourne nicht in Panik

SID

Melbourne - Das Endspiel der Australian Open 2008 interessierte Roger Federer nicht mehr. "Es ist mir egal, wer gewinnt", sagte der Weltranglisten-Erste aus der Schweiz vor dem Duell zwischen Jo-Wilfried Tsonga und Novak Djokovic.

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Erstmals seit knapp drei Jahren war der 26 Jahre alte Profi aus Basel nicht mit von der Partie, wenn in einem Grand-Slam-Finale der Titelträger ermittelt wurde. Momentaufnahme oder Anfang vom Ende einer Ära?

"Ich werde darüber nachdenken, was hier passiert ist und in Ruhe analysieren, ob ich etwas ändern muss", sagte der zwölfmalige Grand-Slam-Sieger nach seinem Halbfinal-Aus gegen den Serben Djokovic.

Federers Leistungen und sein Auftreten beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres gaben jedenfalls reichlich Anlass zu Interpretationen und Fern-Analysen. "Es ist noch zu früh, zu sagen, der König ist tot. Federer bleibt die Nummer eins der Welt. Aber es ist nicht zu früh zu sagen, lang lebe der Kronprinz", dichtete die Zeitung "The Age" in Anspielung auf den aufstrebenden Weltranglisten-Dritten Djokovic.

"Ich habe ein Monster geschaffen" 

Dieser sagt von sich selbst, er wolle eines Tages die Nummer eins der Welt werden. "Die Dominanz von Federer und Nadal war erdrückend in den letzten Jahren. Es ist doch gut, dass es jetzt mal neue Gesichter und neue Sieger gibt", meinte der Serbe.

Das letzte Mal hatte Federer bei den French Open 2005 ein Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers verloren, gegen den späteren Sieger Rafael Nadal. Seitdem gewann er acht Grand-Slam-Turniere, zweimal verlor er im Endspiel von Paris gegen den in Melbourne im Halbfinale am Franzosen Tsonga gescheiterten Nadal.

Auch bei ATP-Turnieren hat er seine letzten 34 Halbfinalpartien alle für sich entschieden. "Ich habe ein Monster geschaffen", meinte Federer. "Alle erwarten, dass ich Woche für Woche jedes Turnier gewinne."

Von diesem Monster sei er jetzt befreit, glaubt der renommierte australische Trainer Darren Cahill, der bereits Andre Agassi betreut hat und auch schon als künftiger Federer-Coach im Gespräch war.

Preis für die Krankheit 

"Das könnte auch mit Blick auf die French Open Druck von ihm nehmen", sagte Cahill. Der Titel beim Sandplatzturnier von Roland Garros fehlt noch in Federers Sammlung. Auch Lleyton Hewitts ehemaliger Trainer Roger Rasheed rechnet nicht mit einem baldigen Ende der Dominanz.

"Wir sehen nur ein Ergebnis und entscheiden dann, ein bestimmtes Bild zu entwerfen. Aber das wird ihn nicht allzu sehr umhauen. Es wird ihn nur noch hungriger machen", sagte Rasheed der Zeitung "The Age".

In jedem Fall brachten die Ereignisse "down under" die Erkenntnis, dass es sich auch der seit 209 Wochen die Weltrangliste anführende Federer nicht leisten kann, ohne vernünftige Vorbereitung in ein wichtiges Turnier zu starten. Das letzte ernsthafte Spiel hatte er zuvor im November beim Masters-Cup in Shanghai bestritten.

Auch für das Einladungsturnier in Kooyong musste er absagen und sich im Krankenhaus wegen eines Magen-Darm-Virus behandeln lassen. In Runde drei vermied es nur mit Mühe ein noch früheres Aus gegen den Serben Janko Tipsarevic. "Vielleicht habe ich den Preis dafür gezahlt, erstmals vor einem Grand Slam krank gewesen zu sein", sagte Federer.