Deutschland gewinnt letzten EM-Test

SID
Holger Glandorf
© Getty

Kiel - Generalprobe gelungen, Potenzial aber noch nicht voll ausgeschöpft: Weltmeister Deutschland reist mit dem Rückenwind eines unerwartet hohen Sieges über den WM-Dritten Dänemark zur Europameisterschaft nach Norwegen.

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Vier Tage vor Beginn des Championats gewann die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in Kiel ihr letztes Testspiel mit 34:24 (15:10) gegen die Dänen. Tags zuvor hatte die deutsche Mannschaft gegen denselben Gegner eine Niederlage hinnehmen müssen.

In Aarhus unterlag sie dem Gastgeber mit 26:30 (16:15). Mit dem Sieg in Kiel beendeten die Deutschen zudem eine Misserfolgs-Serie gegen den nördlichen Nachbarn: Die letzten vier Vergleiche hatten sie allesamt verloren. "Es gibt keinen Grund, das Ergebnis überzubewerten", sagte Bundestrainer Heiner Brand und warnte damit vor allzu großer Euphorie vor der EM.

Überragender Bitter 

10.250 Zuschauer in der ausverkauften Ostseehalle, die jetzt den Namen des Sponsors Sparkasse trägt, feierten die deutsche Mannschaft überschwänglich. Im Vergleich zum ersten Spiel am Vortag gingen die Gastgeber in der Abwehr aggressiver zu Werke.

Was seine Vorderleute nicht abfingen, wurde eine sichere Beute von Torwart Johannes Bitter, der mit 20 Paraden die Dänen schier zur Verzweiflung brachte. "Der Unterschied heute war Jogi Bitter, der 100-Prozentige gehalten hat", lobte Brand seinen Schlussmann. "Das war EM-reif", meinte Bitter zur Team-Leistung: "Wenn wir das stabilisieren können, muss jeder mit uns rechnen."

"Beide Mannschaften können damit leben, je ein Spiel gewonnen zu haben. Das ist fürs Selbstvertrauen gut", sagte Brand. Im Angriff lief aber noch nicht alles rund. Kapitän Markus Baur blickt der EM dennoch optimistisch entgegen. "Wir sind auf dem richtigen Weg. Aber einige Fehler müssen wir noch abstellen." Erfolgreichster Torschütze war Holger Glandorf, der sechsmal traf. Bei den Dänen war Lars Christiansen von der SG Flensburg-Handwitt ebenfalls sechsmal erfolgreich.

EM-Auftakt am Donnerstag 

Die Spieler dürfen jetzt noch einen freien Tag bei ihren Familien verbringen, ehe sie am Dienstag via Kopenhagen nach Norwegen reisen. Dort steht das erste Spiel der DHB-Auswahl am Donnerstag (17.15 Uhr) gegen Weißrussland an. Die weiteren Gegner in der Vorrunde sind Ungarn (19. Januar) und Mitfavorit Spanien (20. Januar). Minimalziel ist das Erreichen des Halbfinales.

Bundestrainer Heiner Brand sah die Ursachen für die Niederlage im ersten Spiel vor allem im Ausfall einiger Leistungsträger. Rechtsaußen Florian Kehrmann (Jochbeinprellung), Pascal Hens (Knieprellung) und Christian Zeitz (Schulterprobleme) fehlten, sollen zum EM-Beginn aber wieder zur Verfügung stehen.

Schöne und Tiedtke gestrichen 

Zudem haderte der Bundestrainer, der nach den Erfolgen in den beiden Testspielen gegen Montenegro vor Wochenfrist vor allem im Abwehrverhalten Reserven erkannt hatte, diesmal mit dem Angriff. "Da haben wir viele einfache Fehler gemacht", meinte Brand nach der ersten Partie und erkannte auch beim Sieg einige Schwächen. "Im Angriff war die Konstanz nicht da. Da schwanken wir zu sehr."

Die letzten EM-Tests gegen einen Weltklasse-Gegner kamen Brand gerade recht. "Die Niederlage in Aarhus habe ich mir nicht gewünscht. Sie ist aber schon hilfreich, weil wir so realistischer einschätzen können, was uns bei der EM erwartet", sagte der Bundestrainer.

Als überzählige Spieler wurden Jens Tiedtke (Großwallstadt) und Christian Schöne (Göppingen) aus dem EM-Kader gestrichen. Brand: "Wir reisen mit 18 Spielern nach Norwegen, weil wir auch einige Angeschlagene haben." Dänen-Coach Ulrik Wilbek hob die Deutschen auf den Favoritenschild: "Die Mannschaft ist stärker als bei der WM vor einem Jahr."