Darth Vader in Laufschuhen

Von Andreas Lehner
Darth, Vader, Smog, Peking, Olympia, 2008
© Imago

München - Man stelle sich vor bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking steht der Marathon auf dem Programm und die Starter erinnern mehr an Gestalten aus Star Wars als an hoffnungsvolle Athleten.

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Die Vorstellung von Olympioniken mit Atemmasken macht einem im ersten Moment Angst, scheint aber realistisch. Der Physiologe des amerikanischen Nationalen Komitees, Randy Wilber, hat vorgeschlagen, dass seine Athleten solche Masken während der Spiele tragen sollen, um sich gegen die extreme Luftverschmutzung in der chinesischen Hauptstadt zu schützen.

Er sieht es als seine Aufgabe, die Sportler vor ihrem eigenen Ehrgeiz zu schützen. "Wenn sie glauben, dass es ihnen hilft in der Garage bei laufendem Automotor zu trainieren, um Gold zu gewinnen, dann würden sie das machen. Mein Job ist es, das zu verhindern."

Achtfach über dem zulässigen Wert

Dabei ist die schlechte Luft in Peking kein sonderlich neues Phänomen. Überall sieht man Menschen mit Masken oder Taschentüchern vor Mund und Nase herumlaufen, um die Atemwege zu schonen.

Laut eines Berichts der UN-Entwicklungsprogramms Unep liegt der jährliche Feinstaub- Mittelwert Pekings bei 141 bis 166 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die Weltgesundheitsorganisation lässt aber eigentlich nur 20 Mikrogramm zu.

Extreme Belastung für Ausdauersportler

Am stärksten unter dem Smog würden vor allem Ausdauersportler wie Marathonläufer, Triathleten und Radfahrer leiden. Doch auch alle anderen Freiluft-Events im Olympiastadion sind davon betroffen. Das im Volksmund "Vogelnest" genannte Stadion ist auf den meisten Bildern vor lauter Smog kaum zu sehen. In den Planungen war zunächst auch ein Dach vorgesehen, das aus Kostengründen aber weggelassen wurde.

IOC-Präsident Jaques Rogge hat bereits angekündigt, Wettkämpfe zu verschieben, falls die Luftqualität zu schlecht sein sollte. Top-Athleten wie Marathon-Weltrekordler Haile Gebrselassie, der unter verschiedenen Allergien leidet, und die Nummer eins im Damen-Tennis, Justin Henin, die Asthma hat, erwägen eine Absage.

Schwarzer Schleim

Sportler, die beim Testlauf im vergangenen Jahr am Start waren, klagen über die katastrophalen Bedingungen. "Wenn du schwarzen Schleim hustest, musst du für eine Sekunde innehalten und sagen: 'Okay, jetzt geht's wieder.' Das ist wirklich ein riesiges Problem, das auf uns zukommt", sagt Bahnradfahrer Colby Pearce, der sich im Velodrome von Peking eine Bronchitis einhandelte.

Die von Wilber empfohlenen Masken sollen das verhindern. Optisch ist das allerdings kein Genuss. Ein Triathlet, der wie seine Kollegen vor dem Wettkampf diese Masken trug, bezeichnete die Gruppe als Ansammlung von Darth Vaders.

Anreise kurz vor dem Wettkampf

Auch die deutsche Delegation bereitet sich bereits auf die schwierigen Bedingungen vor. Auf der japanischen Inselgruppe Hokkaido wird man sich wohl akklimatisieren und dann, aller Voraussicht nach, erst drei oder vier Tage vor dem jeweiligen Wettkampf nach Peking fliegen. "Im Extremfall müssen sie dort eben mit Atemmasken herumlaufen", sagt auch Sprint-Bundestrainer Klaus Jakobs.

Genauso werden es auch die US-Amerikaner machen, die bereits auf Anraten von Wilber alternative Trainingsquartiere in Südkorea, Singapur, Japan und Malaysia.

Politische Komplikationen

Mit schwerem Atemschutz wollen sie dann aber nicht an den Start gehen. "Ich glaube, es würde eine große politische Problematik hervorrufen und das chinesische Volk sowie das IOC in Verlegenheit bringen, wenn amerikanische Athleten mit Masken an den Start gehen würden", sagt Wilber. "Wenn diese Bilder in der gesamten Welt ausgestrahlt werden, verursacht das nur Probleme."

Die aktuellen Probleme wollen die Chinesen bis August lösen, indem sie den Verkehr reduzieren und ein paar ihrer riesigen, luftverschmutzenden Fabriken schließen. Die bei der Vergabe 2001 versprochenen "grünen Spiele" werden aber eine Illusion bleiben.