"Der Kampf des Jahrhunderts"

Von Daniel Börlein
Felix Trinidad, Don King
© Getty

München - Donald King liebt den großen Auftritt. Immer mit einer dicken Zigarre im Mund natürlich, mit prolligem Schmuck an Hals und Händen und einem breiten Grinsen im Gesicht.

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Er sei ein bisschen verrückt, heißt es, und auch ein bisschen bösartig. Vor allem aber hat der 76-Jährige ein Näschen für Boxer. Egal ob Muhammad Ali, Joe Frazier, George Foreman oder Mike Tyson - Don King hatte sie alle unter Vertrag oder hat zumindest deren Kämpfe organisiert.

Nun, so sagt der Box-Promoter, stehe allerdings "der Kampf des Jahrhunderts" vor der Tür: Roy Jones jr. trifft auf Felix Trinidad (links im Bild). Ganz so ist es natürlich nicht, denn King spricht immer mal wieder von Jahrhundertkämpfen und neigt gerne zu Übertreibungen, vor allem, wenn es darum geht, selbst ordentlich mit abzukassieren.

"Eines des größten Events überhaupt"

Und dennoch stehen sich am 19. Januar im New Yorker Madison Square Garden zwei große Namen des Boxsports gegenüber. In der einen Ecke Roy Jones jr., achtfacher Weltmeister in vier verschiedenen Gewichtsklassen, in der anderen Felix Trinidad, fünffacher Champion mit einer Knockout-Quote von 80 Prozent.

"Ich habe schon lange versucht, diese beiden Superstars miteinander in den Ring zu bringen. Es hat mich viel Mühe gekostet", sagt King selbstzufrieden. "Es wird ein Kampf für die Ewigkeit. Er gehört zu den größten Events, die ich je veranstaltet habe."

Beste Zeit ist längst vorbei

Allerdings muss der sportliche Wert des Kampfes doch etwas angezweifelt werden. Beide Boxer haben ihre beste Zeit längst hinter sich.

Nachdem Jones lange als unbesiegbar galt, und Stars wie Bernard Hopkins, Virgil Hill, John Ruiz oder Antonio Tarver aus dem Ring geprügelt hatte, kassierte er im Rückkampf gegen Tarver seine erste sportliche Niederlage, nachdem er zuvor nur auf Grund einer Disqualifikation als Verlierer aus dem Ring steigen musste.

Zwei weitere Pleiten gegen Glen Johnson und abermals Tarver folgten. Und weg war der Mythos der Unbesiegbarkeit und damit auch einiges an Glanz und Glamour. Seine letzten beiden Kämpfe gewann Jones zwar, doch längst wird der mittlerweile 38-Jährige nicht mehr zur absoluten Box-Elite gezählt.

De la Hoya bezwungen

Trinidad hatte sich vor zwei Jahren schon aus dem Ring verabschiedet und war damals in seinen letzten Kämpfen ohnehin weit von der Form entfernt, mit der er einst Top-Fighter wie Oscar De la Hoya bezwang.

Doch keine Spur von Selbstzweifeln oder Unsicherheit beim Puerto Ricaner. "Ich habe einfach noch immer soviel Power in mir. Ich will zeigen, dass ich noch immer einer der besten Boxer der Welt bin."

"Knockout in Runde vier"

Auf große Kampfansagen in Richtung Jones verzichtet der 34-Jährige allerdings. Ganz im Gegenteil: "Ich wollte immer gegen ihn kämpfen. Er ist einer der größten Kämpfer unserer Zeit."

Jones selbst verteilt zwar auch artig Komplimente: "Wir haben beide richtige Hämmer in unserem Repertoire und sind beide phänomenale Boxer." Die fürs Boxen üblichen großspurigen Sprüche kann er sich dann aber doch nicht verkneifen. "Ich tippe mal auf einen K.o. in der vierten Runde."

Ob nun Knockout in Runde vier oder langweiliger Fight über die volle Distanz. Donald King wird bei Trinidad vs. Jones jr. seinen großen Auftritt bekommen, mit dicker Zigarre natürlich, prolligem Schmuck und breitem Grinsen. Und den nächsten Kampf des Jahrhunderts hat er dann sicher auch schon parat.

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