Champions League - und zwar bald

Von Interview: Florian Regelmann
Markus Baur
© SPOX

München - Im zweiten Teil des SPOX-Interviews spricht Baur über turbulente Zeiten als Pendler zwischen zwei Nationen und erweist sich als überaus sympathisch und Star ohne jegliche Allüren.

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SPOX: Die letzten Wochen waren ja sehr turbulent bei Ihnen. Erst die Geschichte mit Magdeburg, jetzt ab Januar neuer Trainer in Lemgo. Können Sie die Entwicklung noch mal rekapitulieren?

Markus Baur: Das stimmt. Das war schon turbulent und ist immer noch turbulent. Denn jetzt ist ja gar nicht mehr so lange Zeit bis zum 1. Januar. Dadurch, dass die Sache mit Magdeburg an die Öffentlichkeit gekommen ist, ist dann auch Lemgo auf die Idee gekommen. Als es klar war, dass es Ernst gemeint ist, ist die Entscheidung auch relativ fix gefallen. Wobei der 1.1. eigentlich nie im Gespräch war. Es ging immer um den nächsten Sommer. Das hat sich dann geändert, als sich Lemgo schnell von Peter Meisinger getrennt hat, und für acht Monate kann man ja keinen Interimstrainer einstellen. Dementsprechend hat sich Winterthur dann sehr kooperativ gezeigt und so ging das jetzt alles ziemlich schnell.

SPOX: Sie haben sicher nie damit gerechnet, Winterthur so schnell wieder zu verlassen, oder?

Baur: Nein, im Leben nicht. Als die erste Anfrage aus Magdeburg kam, habe ich denen gesagt, ich bin jetzt gerade mal zwei Monate hier in Winterthur und habe gleich wieder aufgelegt. Irgendwann sind die dann direkt an Winterthur herangetreten und so ist die Sache dann vorangeschritten.

SPOX: War das Angebot aus Lemgo einfach eines, das man nicht ausschlagen konnte?

Baur: Auch Magdeburg war eine Chance, auf schon relativ hohem Niveau in das Metier einzusteigen. Als das Angebot aus Lemgo kam, war das Angebot an sich gar nicht mehr so wichtig. Sondern einfach die Tatsache, dass ich sechs Jahre in Lemgo gewohnt habe, die Familie kennt alles, die Kinder könnten in ihr gewohntes Umfeld zurück. Das war im Endeffekt das Ausschlaggebende. Klar ist es auch ein interessantes Projekt. Die Mannschaft mit vielen Deutschen liegt mir auch eher. Und ich denke einfach, es ist wichtig, wenn man das gesamte Umfeld kennt, wenn man weiß, mit wem man zusammenarbeitet. Mit Volker Zerbe habe ich jahrelang zusammengespielt. Er ist jetzt Geschäftsführer und quasi mein Chef. Daniel Stephan wird jetzt auch dazukommen. Das sind zwei Partner im sportlichen Bereich, von denen ich weiß, dass man sich auf die verlassen kann. Das ist eine sehr gute Basis.

SPOX: Offiziell sind Sie in Lemgo Trainer und Sportdirektor in Personalunion. Was kann man sich darunter vorstellen?

Baur: Es geht darum, dass man die gesamte Verantwortung im sportlichen Bereich übertragen bekommt. Das Gremium Zerbe/Baur/Stephan hat jetzt das alleinige Sagen im sportlichen Bereich und kann Konzepte erstellen und Wünsche äußern. Volker Zerbe ist in Verbindung mit dem Beirat für das Wirtschaftliche zuständig, so dass alles auch umgesetzt werden kann. So ist diese Doppelfunktion Trainer und Sportdirektor entstanden. Der Geschäftsführer sitzt über dem Trainer. Der sportliche Leiter müsste dann eigentlich danach kommen. Aber dadurch dass Daniel jetzt auch mitarbeitet und der Trainer nur einen Chef haben soll, gibt es jetzt diese Funktionen. Das Wichtige ist: Wir sind ein Team, das die gleichen Ziele verfolgt, und da wird es bei uns keine Probleme geben.

SPOX: Ihr legitimer Nachfolger als Spielmacher in der Nationalmannschaft, Mimi Kraus, spielt eine starke erste Saison in Lemgo. Wie sehen Sie seine Entwicklung?

Baur: Mimi spielt eine gute Saison, und jetzt gilt es eben, daran zu feilen, dass er auch Führungsqualitäten entwickelt und übernimmt. Die Mannschaft in kritischen Situationen führt. Dass er von der individuellen Klasse einer der besten Spieler in der Liga ist, wissen wir. Er muss das jetzt nur noch auch gezielt einsetzen können.

SPOX: Wie sehen die Ziele aus in Lemgo? Perspektivisch auf jeden Fall Champions League?

Baur: Ja, auf jeden Fall. Das wollen wir schon. Wir wollen es relativ kurzfristig schaffen, unter die ersten Drei zu kommen.

SPOX: Als Sie als Spielertrainer in Winterthur angefangen haben, ist es zu Beginn eine schwierige Umstellung gewesen?

Baur: Der Unterschied ist ja der, dass, wenn man Trainer noch dazu ist, man sich auch Gedanken machen sollte, was man im Training macht. Als Spieler ist es relativ einfach, da geht man in die Halle und lässt sich berieseln. Nach dem Motto: Mal schauen, was der Trainer so sagt. Das war aber jetzt keine Umstellung für mich an sich, denn darauf habe ich mich gefreut. Ich habe mir gedacht, endlich kannst Du mal das machen, was Du für richtig hältst. Das habe ich versucht umzusetzen, in manchen Situationen ist es aber schwierig gewesen: Wenn man zum Beispiel Taktiktraining macht, selber eine zentrale Rolle spielt und das Training voll machen will, aber auch auf die Feinheiten achten muss.

SPOX: Zu wie viel Prozent ist Markus Baur im Moment Trainer? Und zu wie viel Spieler?

Baur: Im Spiel bin ich zu hundert Prozent Spieler und im Training würde ich sagen, bin ich zu mehr Prozent Trainer als Spieler.

SPOX: Haben Sie sich vor ihrem Amtsantritt überlegt, welcher Trainer-Typ Sie sein wollen?

Baur: Man schaut natürlich schon so über die Jahre, was einem mehr und was einem weniger gefallen hat. Da kommt man auch mal in Situationen, wo man dann sagt, "so möchte ich als Trainer aber nicht reagieren". Dementsprechend versuche ich, schon meinen eigenen Stil zu finden, aber man wird sicher auch das ein oder andere kopieren.

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