Schwimm-Sportdirektor Madsen mit Zuversicht

SID

Düsseldorf - Es kann nur besser werden. Örjan Madsen hofft es zumindest. Knapp zehn Monate vor Olympia in Peking schwankt der Sportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) zwischen dem sich Fügen in ergebnisorientierte Realität und Zuversicht.

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Das schwache Abschneiden des Nationalteams bei den Weltmeisterschaften in Melbourne lässt den Norweger zu einer Erkenntnis kommen: "Auf dem Papier sieht es nicht so gut aus." Doch auf dem Weg nach China macht Madsen auch eines aus: Seine Athleten sind Willens, alles dafür zu tun, dass Peking zum Erfolg wird.

Der 61-Jährige, dessen Mission nach den Olympischen Spielen im kommenden Jahr endet, hat eine Maxime: Seine Athleten sollen sich dem Anspruch Weltklasse unterwerfen. "Weltklasse fängt grundsätzlich im Kopf an. Alle Beteiligten müssen sich erstens im Klaren sein, was Weltklasse bedeutet. Zweitens müssen sie dann bereit sein, sich an der Weltklasse zu messen. Ich denke, dass das Bewusstsein hierfür besser geworden ist", sagte Madsen.

Seine Prämissen sind sechs olympische Medaillen in den Becken- Wettbewerben und zwei in den neuen Veranstaltungen des 10-Kilometer- Schwimmens: "Das ist eine optimistische Zielsetzung."

Lethargie bei den Männern

Zu optimistisch? Madsen weiß es nicht. Bei der WM in Australien hielten Deutschlands beste Schwimmer den Herausforderungen nicht stand. Mark Warnecke scheiterte als Titelverteidiger schon im Vorlauf, Weltrekordlerin Britta Steffen und die Frauenstaffeln blieben ebenfalls hinter den Erwartungen zurück.

Im Männerbereich machte sich Lethargie breit, nur Thomas Rupprath holte über die nichtolympischen 50 Meter Rücken (Silber) eine Medaille. Das Potenzial wurde nicht ausgeschöpft, mentale Hilfe tat Not. Madsen will "das Abrufen der Leistungsfähigkeit genau dann erwirken, wenn der Druck am höchsten ist - also in Peking".

Alles auf Peking zugeschnitten

Die 33 Mitglieder des Top-Teams für Olympia sollen spezieller geschult werden. "Etwa 75 Prozent arbeiten schon zu Hause mit Psychologen", nannte Madsen eine der Maßnahmen. Bei den Wettkämpfen werden drei Mental-Coaches mit Athleten und Betreuern arbeiten. Intensiveres wettkampfspezifisches Training soll zu der angestrebten Leistungssteigerung führen.

Madsen muss auf den Effekt warten: "In Peking werden wir sehen, ob und wie gut es gewirkt hat." Sein Projekt Weltklasse ist auf einen Zweijahreszyklus fixiert, dessen Leistungskurve in Peking ihren Kulminationspunkt erreichen soll.

Wer folgt auf Madsen?

Dann hätte er die Pflicht erfüllt und könnte sich nach Ablauf seines Vertrags Ende Oktober 2008 anderen Aufgaben widmen. Eine Verlängerung kommt nicht in Frage, ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht: "Zu diesem Zeitpunkt gibt es, soweit ich weiß, keine konkreten Namen."

Hektik verbietet sich, obwohl Madsen konzediert, dass es sinnvoll wäre, den künftigen Amtsinhaber einzuarbeiten. Der Norweger meint, eine Phase zwischen Olympia und Vertragsende sei hierfür ausreichend: "Personen, die solche Positionen bekleiden können, haben ohnehin ihre eigenen Vorstellungen, was sie wollen und wie sie die Dinge handhaben möchten." 

Der in dieser Woche beginnende Kurzbahn-Weltpokal soll erste Fingerzeige liefern, ob der Weg richtig eingeschlagen wurde. Innerhalb von sechs Wochen werden die meisten Athleten des Top-Teams sechs bis sieben Wettkämpfe schwimmen - ein Härteprüfung für die körperliche und mentale Belastbarkeit. Danach wird Madsen wissen, ob er seine Programmatik neu justieren muss.