Deutsch-polnisches Handball-Verhältnis gestört

SID
brand, baur, kraus
© Getty

Dortmund - Das Spiel war gelaufen, doch das deutsch-polnische Handball-Verhältnis blieb empfindlich gestört. Nicht die 28:32-Niederlage im Halbfinale des Supercups gegen Polen hatte Bundestrainer Heiner Brand und seine Spieler erzürnt.

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Vielmehr war es die von Brands Kollegen Bogdan Wenta aufgeheizte Stimmung in dessen Team, die sich in teils übergroßer Härte entlud. Die Neuauflage des WM-Finales in Halle/Westfalen zwischen Weltmeister Deutschland und den Polen war weniger ein erhofftes Handball-Fest als vielmehr ein offener Schlagabtausch. "Was mich gestört hat, war die gesamte Atmosphäre", kritisierte Brand und meinte in Richtung Wenta: "Dass er das als WM-Revanche gesehen hat - naja gut, aber das bringt uns ja nicht weiter."

Trauriger Tiefpunkt der Partie waren die rüden Fouls des Polen Pawel Orzlowski. Der Abwehr-Koloss versetzte erst Holger Glandorf einen Schlag ins Gesicht (19.) und wenige Minuten später auch noch Kapitän Markus Baur. Während Glandorf wegen einer blutenden Platzwunde erst im zweiten Durchgang wieder mitwirken konnte, ging es bei Baur glimpflicher aus.

Böse Fouls an Glandorf und Baur 

Doch Wenta wollte das Fehlverhalten seines Spielers nicht wahrhaben. "Wenn er mir sagt, dass er nicht ins Gesicht geschlagen hat, glaube ich ihm das. Ich werde mir nochmal das Video anschauen, und wenn er es doch gemacht hat, muss ich meine Konsequenzen ziehen", sagte Bundesliga-Trainer des SC Magdeburg.

Die Fernsehbilder belegten eindeutig die bösen Fouls. "Holger Glandorf blutet ja nicht, weil er sich beim Rasieren geschnitten hat", sagte Brand. Am Ende verhinderte nur die Besonnenheit der deutschen Spieler einen Eklat. "Wenn da meine Spieler noch mitmachen würden, haben wir nachher einen Test, wo Leute ausfallen", umschrieb der Bundestrainer die Gefahr eine möglichen Schlägerei. "Meine Spieler haben sich zwar über ein paar Dinge geärgert, aber die waren eigentlich vernünftig."

"Wir sind keine Schlägertruppe" 

Wenta, der während des Spiels wie ein Einpeitscher mit wilden und wütenden Gesten an der Seitenlinie herumtobte und gar mit TV- Reportern diskutierte, versuchte sich zu rechtfertigen. "Wir sind keine Schlägertruppe. Man will nur seine Haut so teuer wie möglich verkaufen", sagte der ehemalige deutsche und polnische Nationalspieler.

Doch konnte er nur schwerlich die Revanchegelüste für die Finalniederlage bei der WM verbergen. Er wittert Verschwörung. "Wie war das denn mit dem Wechselfehler nach der Verletzung von Fritz?" erinnerte er an das Spiel vom 4. Februar. Weil Torhüter Johannes Bitter seinen verletzen Kollegen vom Feld getragen hatte und damit zwei Torhüter auf dem Parkett waren, fühlt sich Wenta noch heute benachteiligt.

Wentas Zukunft in Magedburg ungewiss

Für Brand ging das alles zu weit. "So machst du Dir keine Freunde", sagte der Bundestrainer zu seinem einstigen Auswahlspieler, den er als "sehr emotionalen Typ" bezeichnete. Zumal Wenta bereits während der WM unrühmlich aufgefallen war, indem er nach Angaben von Brand auf seine damaligen Magdeburger Spieler Bitter und Oliver Roggisch Druck ausgeübt hatte.

"Das kann doch nicht sein, dass ein Vereinstrainer als Nationaltrainer so was macht", sagte der Gummersbacher. Offen blieb, wie Wenta auf seine Vereinsspieler eingewirkt haben soll. Seine Zukunft als Trainer des SC Magdeburg ist ungewiss, derzeit laufen Verhandlungen über seinen Ende der Saison auslaufenden Vertrag.

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