Das Finale der schweren Jungs

SID
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© Getty

Paris - Zu einem Duell der schweren Jungs kommt es im Finale der 6. Rugby-Weltmeisterschaft. Titelverteidiger England und Südafrika, die am 20. Oktober in Paris den Schlusspunkt unter ein sechswöchiges Spektakel setzen, können mit Kilos wuchern.

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Die Sturmreihe der Engländer brachte im Halbfinale gegen WM-Gastgeber Frankreich 918 Kilogramm auf die Waage. Der Acht-Mann-Sturm der "Springboks" aus Südafrika, die zum zweiten Mal nach 1995 den Titel gewinnen wollen, wog sogar stolze 925 Kilo.

Auf der Ehrentribüne im Stadion Saint Denis werden ebenfalls "gewichtige" Gäste erwartet. Der britische Premierminister Gordon Brown und sein südafrikanischer Kollege Thabo Mbeki haben ihr Erscheinen zugesagt. Eingeladen sind zudem Prinz Harry und Nelson Mandela, der die Siegerehrung bei Südafrikas Heimerfolg vor zwölf Jahren vorgenommen hatte.

Weltweit werden mehrere hundert Millionen Rugby-Fans vor dem Bildschirm das Finale des Marathon-Turniers verfolgen, das nach Angaben der Organisatoren die drittgrößte Sportveranstaltung nach Olympischen Spielen und Fußball-WM ist.

Vor jedem Kick nervös

Im Fokus stehen aber nicht allein die schweren Jungs, die im Gedränge und in der Gasse ihren Kollegen den Weg frei kämpfen müssen. Beide Teams besitzen großartige Einzelspieler, die das Spiel entscheiden können.

Englands Verbinder und Kickspezialist Jonny Wilkinson schoss sein Team im Viertelfinale gegen Australien (12:10) und in der Vorschlussrunde gegen Frankreich (14:9) fast im Alleingang zum Sieg. Der 28-Jährige wirkt stets cool und beherrscht, ist aber nach eigenen Angaben vor jedem Strafritt nervös.

"Du kannst den Herzschlag fühlen und sehen, wie sich das Trikot bewegt. Die Leute denken, ich mache nur meinen Job und bin nicht nervös. Aber so ist das nicht", verriet Wilkinson vor dem Endspiel in seiner wöchentlichen "Times"-Kolumne.

Turnier-Rekord aufgestellt 

Sein südafrikanischer Pendant heißt Bryan Habana. Der pfeilschnelle Eckdreiviertel sorgt mit Sprints über 70, 80 Meter immer wieder für Versuche. In den bisherigen sechs WM-Partien legte er bereits acht Mal das ovale Leder im gegnerischen Malfeld ab. Damit stellte Habana den Turnier-Rekord der neuseeländischen Rugby-Legende Jonah Lomu ein.

In der Vorrunde fegte Südafrika die Engländer mit 36:0 vom Platz. In dieser Partie fehlte allerdings der verletzte Jonny Wilkinson. Mit seiner Rückkehr ging ein Ruck durch das Team der Briten, die als erster Weltmeister vier Jahre später erneut das Finale erreichten. "Wir müssen dieses Match aus unseren Köpfen kriegen. Diesmal erwarte ich ein enges Spiel", warnte Südafrikas Coach Jake White. Er hat seine Mannschaft auch auf eine mögliche Verlängerung und Straftritt-Schießen eingestellt.

Riesenbegeisterung auf der Insel

Englands Trainer Brian Ashton vertraut bis auf eine Ausnahme der Mannschaft, die zuletzt gegen Frankreich überzeugte. Marc Cueto ersetzt den verletzten Flügelspieler Josh Lewsey. Nach dem drohenden EM-Aus für die englische Fußball-Nationalmannschaft ist die Begeisterung für das Rugby-Team auf der Insel riesengroß. "Unser offizielles World Cup-Trikot ist ausverkauft", teilte der englische Verband "Rugby Football Union" mit.

Im Spiel um Platz drei stehen sich am Vorabend des Finales in einem ebenso brisanten Duell die vom zukünftigen Sportminister Bernard Laporte betreute Mannschaft Frankreichs und das argentinische Überraschungsteam der "Los Pumas" gegenüber. Im Auftaktspiel der Weltmeisterschaft gelang den Argentiniern ein unerwarteter 17:12-Sieg gegen die Gastgeber, die sich revanchieren werden wollen.