Evander Holyfield will fünften WM-Titel

SID
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© Getty

Boston - Evander Holyfield kann diese ständigen Fragen nach seinem Alter nicht mehr hören. "Macht doch nicht immer alles davon abhängig", meint er genervt vor seinem Titelkampf um die Schwergewichts-Weltmeisterschaft nach WBO-Version gegen den amtierenden Champion Sultan Ibragimow. 

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"Der Arzt hat gesagt, dass ich gesund bin und ich kann mich verteidigen. Also, warum nicht", sagt der Amerikaner, der sechs Tage vor seinem 45. Geburtstag am 13. Oktober in Moskau gegen den knapp 13 Jahre jüngeren Russen Boxgeschichte schreiben und als erster Schwergewichtler zum fünften Mal Weltmeister werden will.

"Ich glaube, dass ich jeden Tag und zu jeder Uhrzeit gewinnen kann. Mein Ziel ist es, der unbestrittene Schwergewichtschampion zu sein", sagt Holyfield. Zuletzt hatte er 1990 nach einem Sieg gegen James "Buster" Douglas die WM-Gürtel nach IBF-, WBA- und WBC-Version vereint.

Erster WM-Kampf eines US-Boxers in Russland 

Für seine aktuelle Mission geht er weite Wege. Erstmals seit 20 Jahren boxt Holyfield wieder im Ausland. Er freue sich am meisten darauf, den Leuten außerhalb der USA zeigen zu können, dass er ein Gewinner sei, tönte Holyfield vor seiner Russland-Reise. Es ist das erste Mal, dass ein bekannter US-Boxer beim einstigen Klassenfeind zu einem WM-Kampf antritt.

Prompt werden in den amerikanischen Medien Erinnerungen geweckt an den legendären Rocky-Spielfilm aus dem Jahr 1985. In "Der Kampf des Jahrhunderts" trifft Sylvester Stallone als Rocky Balboa während des Kalten Krieges auf den sowjetischen Stahlschrank Ivan Drago, alias Dolph Lundgren und schlägt ihn K.o.

Auch in der russischen Hauptstadt haben sich die Fernsehmacher an den Leinwanderfolg erinnert und Ibragimow als Ivan Drago parodieren lassen, um so den Verkauf der TV-Abonnements anzukurbeln. Überhaupt wurde in der Millionen-Metropole Moskau alles getan, um "The Real Deal" optimal in Szene zu setzen.

Sondergenehmigung für den Kampf 

So hat nach Angaben der russischen Nachrichten-Agentur Ria-Nowosti Bürgermeister Juri Luschkow den Veranstaltern aufgrund des weltweiten Interesses eine Sondergenehmigung erteilt, den Kampf erst um 23.00 Uhr Ortszeit zu beginnen. Normalerweise müssen öffentliche Veranstaltungen in Moskau um diese Uhrzeit bereits beendet sein. So aber sind 120 Länder live dabei, wenn Holyfield Historisches leisten will.

In seiner Heimat ist hingegen kein Hype erkennbar. Ob ihr Landsmann seinen Traum im fernen Russland wahr macht, erfahren die Amerikaner nur aus dem Internet. Eine Fernsehübertragung gibt es nicht. Der Boxsender HBO zeigt statt der Schwergewichte das Duell der Leichtgewichts-Titelträger Juan und Julio Diaz in Chicago.

Holyfield hat es traditionell schwer in Amerika. Nach einer Niederlage 2004 gegen Larry Donald, der dritten nacheinander, wurde er für zwei Jahre wegen "verminderter Fähigkeiten", wie es offiziell hieß, landesweit gesperrt. 2006 trat er trotzdem in Texas in den Ring zurück, wo er vier Fights bestritt und gewann - wenngleich seine Gegenüber eher Gaukler als Gegner waren.

Holyfield lobt seinen Gegner

Ibragimow hingegen ist ein anderes Kaliber. Der Rechtsausleger hat 21 seiner 22 Kämpfe gewonnen, ist noch unbesiegt. "Er ist ein aggressiver Boxer, hat schnelle Fäuste. Viele boxen mit einer Doppelkombination, Ibragimow aber kommt mit einer Dreifachen", lobt Holyfield, während der Russe beim Namen seines Gegners regelrecht schwärmt. "Früher habe ich mir immer die Videokassette mit Aufzeichnungen seiner Kämpfe angeschaut. Ich hätte nie geglaubt, einmal gegen ihn im Ring zu stehen. Das ist ein Geschenk des Himmels", sagt Ibragimow, der seinen Heimauftritt nicht als Vorteil sieht.

"In Moskau werden alle ganz aufgeregt sein, vor dem Kampf zu mir kommen und Erfolg wünschen. Ich darf die Leute nicht enttäuschen." Holyfield hingegen will vor allem seinen Kritikern beweisen, dass er mit fast 45 Jahren noch das Zeug zum Champion hat.