Vom Gauner zur Strecke gebracht

Von SPOX
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© Getty

München -  Es geht schon wieder los: Nach einer von großen Triumphen aber auch unzähligen Verletzungsproblemen gekennzeichneten vergangenen Saison, muss der THW Kiel nach Filip Jicha und Christian Zeitz seinen dritten schweren Ausfall der laufenden Spielzeit verkraften.

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So wird ausgerechnet Superstar Nikola Karabatic nach seiner Verletzung, die er im Champions-League-Spiel am Samstag in Montpellier (34:32) erlitt, mehrere Wochen ausfallen.

Nach Angaben von Vereinsarzt Dr. Detlev Brandecker erlitt der 23-jährige französische Nationalspieler einen Teilanriss der Bänder im linken Schultereckgelenk mit Einblutungen in die umliegende Muskulatur.

Eine Operation sei nicht notwendig, allerdings muss der Arm mindestens zehn bis vierzehn Tage ruhiggestellt werden. Wie lange Karabatic ausfallen wird, macht Brandecker vom Heilungsverlauf in den nächsten Wochen abhängig.

Zunächst war sogar eine noch schwerere Verletzung befürchtet worden, eine Pause von bis zu sechs Monaten stand im Raum.

Karabatic unterstellt Absicht 

Anfangs der zweiten Halbzeit beim Spiel in Montpellier war es passiert: Von Kapitän Lövgren in Szene gesetzt sprang Karabatic zum Torwurf in den Kreis. Weil ihn Issam Tej am rechten Bein kurz festhielt, verlor der Kieler in der Luft das Gleichgewicht und knallte beim Aufkommen aufs Parkett unglücklich auf die linke Schulter.

Eine Szene wie sie beim Handball bisweilen vorkommt, für Karabatic selbst aber nichts anderes als eine hinterhältige Attacke seines tunesischen Gegenspielers.

"Ich habe die Bilder gesehen: er hat alles absichtlich gemacht. Er hat mein Bein mit seinen beiden Hände angefasst", schreibt Karabatic auf seiner Homepage. Er sei "angeekelt" und "echt verärgert".

"Hat nichts mit Handball zu tun" 

Aber nicht nur Tej hat sich Karabatic' heiligen Zorn zugezogen, er rechnete gleich mit der ganzen Mannschaft aus Montpellier ab, dem Klub, bei dem er selbst groß geworden ist und mit dem er 2003 die Champions League gewonnen hatte.

Karabatic: "Sie sind alle zu mir gekommen um mir zu sagen, dass er mich nicht absichtlich gefoult hat. Das ist falsch. Sie wissen es sehr gut. Die ganze Welt weiß, dass er ein Gauner ist. Und ich bin höflich, wenn ich ihn so nenne. Er ist bekannt dafür."

Teamkollege Viktor Szilagyi beurteilte die Situation gegenüber den "Kieler Nachrichten" genauso: "Unter Handball-Profis gibt es einen Vertrauensgrundsatz: Wir leben alle von unserer Gesundheit und verletzen uns nicht absichtlich. Was Tej gemacht hat, hat mit Handball nichts zu tun."

Kein Aktionismus

Nach der Partie am Samstagabend im Palais des Sports Rene Bougnol hatte sich auch THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker und andere Kieler massiv über die harte Gangart der Franzosen beschwert.

"Wir wussten, dass es in dieser Halle hart manchmal sogar brutal zugehen würde. Unser Ziel war nicht in erster Linie, hier zu gewinnen. Wir wollten ohne Verletzungen nach Hause fahren. Das hat leider nicht geklappt. Wir sind in Gedanken alle bei Nikola. Der Sieg ist völlig unwichtig", sagte Schwenker gegenüber den "Kieler Nachrichten".

Trotz der nun eingetretenen Personalnot - Neuzugang Jicha fällt mit einer Knieverletzung noch mehrere Monate aus, Weltmeister Zeitz fehlt wegen Hüftproblemen noch etwa 14 Tage - denkt der THW aber nicht über Aktivitäten auf dem Transfermarkt nach.

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