Der König und Michael Jordan

Von Florian Regelmann
Balic
© Getty

München - Von wem stammt wohl der Satz "Wenn ich nicht Handballer geworden wäre, dann wäre ich König von Frankreich"?

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Nur um dann anzufügen: "Und wenn ich dann König wäre, würde ich mich zuerst eine schöne Königin aussuchen."

Es ist Nikola Karabatic, Frankreichs lässiger Handball-Superstar. Der 23-jährige linke Rückraumspieler ist ohne Zweifel zusammen mit Kroatiens genialem Mittelmann Ivano Balic der aktuell beste Handballer der Welt.

SPOX.com sprach vor der am Donnerstag beginnenden Europameisterschaft mit Markus Baur. Deutschlands Denker und Lenker kennt Karabatic und Balic aus unzähligen Spielen und erklärt, was sie so einzigartig macht.

Nikola Karabatic

"Zum ersten Mal ist er uns schon bei der WM 2003 in Portugal aufgefallen, als er 18 war und uns abgeschossen hat", so Baur. Karabatic zeichne ein "unglaublicher Zug zum Tor" aus, er ist wie "ein Motor, der 60 Minuten läuft".

In seiner Funktion als Trainer könnte Baur wohl viel Geld machen, wenn er ein Rezept erfinden könnte, um "Kara" zu stoppen. Der 1,96-Meter-Hüne ist nicht auszuschalten. Wenn man überhaupt etwas tun kann, dann ihn "frühzeitig angehen in der Deckung".

Bescheidener Siegertyp 

Längst ist Karabatic über die Grenzen seiner Sportart hinaus ein Star. Im vergangenen Jahr nahm er in Barcelona zusammen mit den Fußballgrößen Michael Ballack, Kaka und Zinedine Zidane an Werbeaufnahmen für seinen Ausrüster teil. Der Handball mit dem Fußball auf gleicher Stufe. Das hat es zuvor noch nicht gegeben.

Ob beim THW Kiel oder in der Nationalmannschaft, Karabatic ist dafür bekannt, in jedem einzelnen Training 110 Prozent zu geben. Ein absoluter Siegertyp. Neben dem Spielfeld immer lächelnd, immer freundlich und bescheiden. Einfach ein lässiger Junge, der überragend Handball spielt. Karabatic formuliert es selbst am besten: "Ich bin doch nur ein Junge, der guten Handball spielen will."

Ivano Balic

"Als wir ihn das erste Mal gesehen haben, dachten wir, er ist ein Basketballer", berichtet Baur.

Der 28-Jährige, bei den letzten sechs Turnieren zum MVP gewählt, kann ein Spiel dominieren, ohne selbst ein Tor zu werfen.

"Ich kann mich erinnern an das Olympia-Finale 2004 in Athen, da hat er kein einziges Tor gegen uns gemacht, aber das Spiel trotzdem total im Griff gehabt und seine Mitspieler eingesetzt. Das war unglaublich", so Baur.

Die Affinität zum Basketball kommt nicht zufällig. Balics großes Idol war immer Michael Jordan. Und tatsächlich spielt Balic Pässe - auch gerne No-look-Pässe - wie kein anderer.

Ein Artist, ein Gambler, Gott 

Er zeigt ein unglaubliches Gefühl für die Situation, hat Intuition und Übersicht, und ein schier unerschöpfliches Repertoire an Wurfvarianten.

"Manchmal denkt man, man hat ihn sicher, aber dann kommen drei schnelle Schritte und der Ball ist im Netz. Seine Dynamik ist unglaublich", erklärt Baur.

Oft schlurft Balic, der sein Geld in Spanien bei Portland San Antonio verdient, desinteressiert wirkend über das Feld, einschläfernd, nur um dann zu explodieren.

Balic ist mehr als ein Handball-Spieler, er ist ein Artist auf dem Parkett, ein Gambler, ein Zocker.

Seine Außergewöhnlichkeit war früh zu erkennen. Wie sagte es ein Jugendtrainer: "Es war damals bei ihm ein bisschen so, Gott bei der Arbeit zuzusehen, nur dass es nicht wie Arbeit aussah. Nach zehn Minuten hätte ich ihn aber am liebsten rausgeschmissen aus der Halle". Weil er fand, dass dieser Junge namens Ivano Balic die Gegenspieler mit seiner lässigen und überheblich wirkenden Art provozierte.

Dabei war er einfach nur genial gut. 

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