Panel zur Handball-WM: "Ein absoluter Witz, Kraus nicht mitzunehmen"

Für Christian Prokop ist die WM das zweite große Turnier als Bundestrainer.
© imago
Cookie-Einstellungen

2. Bundestrainer Prokop hat aus seinen Fehlern gelernt

Felix Götz: Ich habe den Bundestrainer im Dezember in Leipzig für ein Interview getroffen. Bei diesem Gespräch bekam ich schon den Eindruck, dass er aus seinen Fehlern von der EM gelernt hat. Gut fand ich, dass er diese erkannt und offen ausgesprochen hat. Er ist sich beispielsweise im Klaren darüber, dass er den Führungsspielern viel mehr Mitspracherecht einräumen muss. Fachlich zweifle ich an Prokop nicht, dafür hat er in Leipzig einfach zu gute Arbeit abgeliefert. Meiner Ansicht nach ist für einen Bundestrainer die soziale Kompetenz aber wichtiger als die fachliche. Bei einem großen Turnier geht es doch in erster Linie darum, eine echte Einheit zu formen. Und das ist ihm in Kroatien eindeutig nicht gelungen. Ich traue dem Bundestrainer aber zu, es dieses Mal hinzubekommen.

Florian Regelmann: Er hat sicherlich aus seinen Fehlern gelernt. Und es gibt mit Sicherheit kaum einen Trainer, der fachlich so viel auf dem Kasten hat wie Prokop. Das Problem ist, dass es aber darum gar nicht geht. Nicht in erster Linie. Felix hat es angesprochen, die wichtigste Qualität für einen Coach liegt im Umgang mit der Mannschaft. Er muss ein Menschenfänger sein. Wer glaubt, dass Prokop ein Menschenfänger ist? Einer wie Martin Schwalb zum Beispiel. Ich von außen beurteilt nicht. Ich glaube auch nicht, dass man sich diese Qualität aneignen kann. Vor allem wäre es total unauthentisch, sollte Prokop jetzt versuchen, sich komplett umzustellen. Es ist wirklich eine schwierige Konstellation für ihn, die er bislang meinem Eindruck nach aber gut meistert. Hoffentlich findet er die richtige Balance. Es kann nur funktionieren, wenn die Führungsspieler ihm helfen, das ist klar.

Daniel Stephan: Es wurden einige Dinge aufgearbeitet und geändert, was gut und wichtig war. Ich finde es beispielsweise gut, dass Oliver Roggisch mittlerweile mit auf der Bank sitzt. Trainer und Mannschaft dürfen jetzt aber nicht mehr auf die EM in Kroatien zurückschauen, sondern müssen mit Spaß, Freude und diesem positiven Druck an die Heim-WM rangehen. Klar ist aber auch, dass alles mit den Ergebnissen steht und fällt. Ob Trainer und Mannschaft auch dann gut zusammenarbeiten, wenn es ein Negativerlebnis zu verarbeiten gibt, muss man abwarten. Daran wird sich Christian Prokop messen lassen müssen.

Sascha Staat: Für mich ist Christian Prokop ein sehr intelligenter Trainer und ein reflektierter Mensch. Sein Fehler war, zu glauben, dass er eine Nationalmannschaft leiten kann wie eine Vereinsmannschaft. Diesen Fehler hat er mit Sicherheit eingesehen, dafür ist er einfach viel zu kompetent. Aber in den letzten Tagen vor dem Turnier wirkte er schon wieder enorm verschlossen. Wenn er intern nicht aus seinem Schneckenhaus hinauskommt, dann wird es unmöglich, die Spieler wirklich hinter sich zu bringen. Die Spieler benötigen einen Trainer, dem sie folgen. Dafür ist es wichtig, glaubhaft zu sein. Bekommt er dahingehend die Kurve, dann sehe ich in diesem Punkt keinerlei Probleme. Seine fachliche Kompetenz steht - wie bereits angesprochen - außer Frage.