Handball-WM - DHB-Team vor 2. Spiel: Deshalb ist Brasilien so gefährlich

Deutschland trifft im zweiten WM-Spiel auf Brasilien.
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Deutschland trifft bei der Handball-WM am Samstag in seinem zweiten Spiel auf Brasilien (18.15 Uhr im LIVETICKER). Spätestens nach dem Auftritt der Südamerikaner gegen Frankreich ist klar: Nach dem lockeren Auftaktsieg gegen Korea wartet nun der erste echte Härtetest.

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"Die haben ja geil gespielt!" "Das ist ja mal eine richtig coole Truppe!" "Das hat richtig Bock gemacht, denen zuzusehen!"

Wer am Freitagabend nach dem Spiel zwischen Frankreich und Brasilien in der Berliner Mercedes-Benz Arena unterwegs war, hörte viele solcher Sätze. Die begeisterten Kommentare der Zuschauer galten aber nicht dem amtierenden Weltmeister, sondern den Brasilianern.

Die Südamerikaner hatten zuvor die Fans immer wieder von den Sitzen gerissen. Sie zeigten Kempa-Tricks und brachiale Würfe aus dem Rückraum. Vor allem faszinierte das Team von Trainer Washington Silva aber mit unbändiger Leidenschaft in der Abwehr und einem starken Rückzugsverhalten.

Hängende Köpfe in den Katakomben

In den Katakomben ergab sich dagegen ein Bild, das nicht so recht zum zuvor gesehenen passen wollte. Die meisten Spieler schlichen mit hängenden Köpfen durch die Mixed Zone. Auch Coach Silva blickte bei der obligatorischen Pressekonferenz eher trübe drein.

"Ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft sehr zufrieden. Mit dem Ergebnis kann ich es aber nicht sein", sagte der Mann, der 2016 das Amt des Nationaltrainers von Jordi Ribera übernommen hat. Zuvor war er der Co-Trainer des heutigen Spanien-Coaches gewesen.

Der Grund für die Enttäuschung war offensichtlich: Brasiliens Leistung beim 22:24 hätte zumindest an diesem Tag eigentlich für einen Sieg oder wenigstens ein Remis gegen das wenig überzeugende Frankreich reichen müssen. Lediglich ein fast zwei Minuten dauerndes doppeltes Überzahlspiel in der zweiten Hälfte, das völlig verkorkst war und mit 0:1 verloren ging, sowie einige ausgelassene Riesenchancen verhinderten die Sensation.

Wolff: "Aufpassen, dass wir nicht auf die Fresse bekommen"

Spätestens jetzt dürfte der deutschen Nationalmannschaft, die das Spiel im Hotel am Fernseher verfolgt hat, klar geworden sein, was da am Samstagabend auf sie zukommt. Nicht wie von manchen Experten vermutet erst im dritten Spiel gegen Russland, sondern bereits jetzt gegen Brasilien wartet der erste echte Härtetest.

Bundestrainer Christian Prokop hatte bereits am Freitagnachmittag vor den "kampf- und abwehrstarken" Brasilianern gewarnt. Torhüter Andreas Wolff wurde noch weitaus deutlicher: "Wir müssen aufpassen, dass wir da nicht auf die Fresse bekommen."

Brasilien überzeugte bei Olympia und bei der WM 2017

Aus dem Nichts kam die Leistung der Brasilianer in Berlin ohnehin nicht. Der Handball entwickelt sich im fünftgrößten Land der Erde seit einigen Jahren prächtig. 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ließen die Südamerikaner mit dem Einzug ins Viertelfinale aufhorchen. Auf dem Weg dorthin besiegten sie in der Gruppenphase unter anderem das DHB-Team mit 33:30.

Ein Jahr später standen sie bei der WM in Frankreich im Achtelfinale kurz vor einer der größten Sensationen der Handball-Geschichte. Brasilien verlor, obwohl es sechs Minuten vor dem Ende noch geführt hatte, mit 27:28 gegen Spanien.

Toledo glänzt gegen Frankreich

Seither ist das Silva-Team, in dem noch sieben Akteure der Olympia-Mannschaft stehen, offensichtlich nicht schlechter geworden. Vor dem guten Torhütergespann Leonardo Tercariol (BM Benidorm/ESP) und Cesar Algusto Almeida (BM Granollers/ESP) rühren in der Abwehr Thiagus Petrus Santos (FC Barcelona/ESP), Thiago Ponciano (BM Ciudad Encantada/ESP) und Jose Toledo (Wisla Plock/POL) Beton an.

Im Angriff erzielte eben jener Toledo, der im rechten Rückraum zu Hause ist, gegen Frankreich acht Tore. Zudem agierte Henrique Teixeira (CSM Bukarest/ROM) als grundsolider Spielmacher.

Dabei haben manche Brasilianer gemessen am Frankreich-Spiel sogar noch Luft nach oben. Barca-Star Petrus (rechter Rückraum) brachte seine Offensivqualitäten ebenso unvollständig auf die Platte wie Haniel Langaro (linker Rückraum, Dunkerque/FRA). Außerdem erwischte Rechtsaußen Fabio Chiuffa (Sporting Lissabon/POR) einen mäßigen Tag. Zur Erinnerung: Der Rastaman schenkte dem DHB-Team in Rio acht Buden ein.

"Wir hatten mit Jordi Ribera einen tollen spanischen Trainer, der europäische Einflüsse in unserem Spiel hinterlassen hat. Aber unter dem Strich spielen wir brasilianisch, finde ich", beschrieb Toledo den Spielstil der Mannschaft, die bereits zum 14. Mal an einer WM teilnimmt.

WM 2019: Die weiteren Spiele der deutschen Mannschaft

DatumUhrzeitPaarungFree-TVSPOX
Samstag, 12. Januar18.15 UhrDeutschland - BrasilienZDFLiveticker
Montag, 14. Januar18.00 UhrRussland - DeutschlandARDLiveticker
Dienstag, 15. Januar20.30 UhrDeutschland - FrankreichZDFLiveticker
Donnerstag, 17. Januar18.00 UhrDeutschland - SerbienARDLiveticker

Diese Punkte sprechen für einen deutschen Sieg

Brasilien ist also gefährlich. Dennoch gibt es selbstverständlich mehrere Gründe, die für einen deutschen Sieg sprechen. Neben dem qualitativ wesentlich hochwertiger besetzten Kader gehören dazu noch der Heimvorteil und die Tatsache, dass der Außenseiter nicht einmal 24 Stunden Pause hat, während die deutschen Spieler am Freitag die Beine hochlegen konnten.

"Wir haben kaum Zeit zur Regeneration, das ist natürlich ein Nachteil", sagte Petrus im Gespräch mit SPOX, um anschließend den Kampfgeist der brasilianischen Handballer zu beschwören: "Ich erinnere mich noch sehr gut an die Partie gegen Deutschland bei Olympia. Niemand hatte große Erwartungen an uns - doch am Ende siegten wir. Wir hatten gegen Frankreich eine Chance, das Spiel zu gewinnen. Diese Chance haben wir auch gegen Deutschland. Aber diesmal müssen wir zusehen, dass wir sie nutzen."

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