"Hitzfeld auch nicht der gewiefteste Taktiker"

Alfred Gislason ist einer der erfolgreichsten Handball-Trainer aller Zeiten
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Die Kaderaufstockung und nur noch zwei Absteiger sind richtig

Daniel Stephan: Ich verstehe, warum man die Regelung mit nur noch zwei statt drei Absteigern eingeführt hat. So mancher Zweitligist hat sich zuletzt nach einem Aufstieg finanziell ein wenig übernommen. Trotzdem finde ich es gleichzeitig schade, weil wir in der vergangenen Saison ohne einen dritten Absteiger auf eine unglaubliche Spannung hätten verzichten müssen. Das war der totale Wahnsinn. Die Sache mit der Kaderaufstockung von 14 auf 16 Spieler pro Spieltag - mein Gott: so viel ändert sich dadurch nicht. Das wird zu hoch gehängt. Klar verstehe ich, dass Kiel, Flensburg und die Löwen sich darüber freuen. Ich hoffe, dass die Regel nicht so sehr ins Gewicht fällt. Und ich hoffe, dass die Topteams diese Regelung dazu nutzen, um jungen Spielern zu Einsätzen zu verhelfen und nicht, um weitere gestandene Spieler von kleineren Vereinen zu holen.

Sascha Staat: Die Aufstockung des Kaders finde ich sehr gut. Das könnte dazu führen, dass die Topklubs noch mehr bei den schwächeren Vereinen wildern. Ich glaube, dass das wiederum dazu führen wird, dass diese kleineren Klubs deutschen Spielern mehr Einsatzzeiten einräumen werden. Das kann für den deutschen Handball nicht schlecht sein. Logischerweise macht es diese Regelung den Mannschaften, die international spielen, auch leichter, ihren Spielern mehr Pausen zu gönnen. Die Regelung mit nur noch zwei statt drei Absteigern gefällt mir dagegen nicht. In der vergangenen Saison war der Abstiegskampf bis zur letzten Minute dramatisch. Ich befürchte, dass von dieser Spannung einiges verloren gehen wird.

Felix Götz: Ich finde beide Regelungen absolut nachvollziehbar. Zwar verstehe ich euer Argument, dass im Abstiegskampf die Spannung verloren gehen kann. Aber es kam in der Vergangenheit ja durchaus vor, dass die Aufsteiger nicht die nötige Qualität für die HBL mitgebracht haben und es dann auch dadurch eher langweilig war. 2014/2015 sind alle drei Aufsteiger wieder abgestiegen, 2013/2014 mussten zwei von drei Aufsteigern wieder runter - und zwar mit teilweise großem Abstand. Und was die Kaderaufstockung betrifft: Es war überfällig, den Topteams und damit den Topspielern die Möglichkeit zu geben, mehr Pausen zu erhalten. Seht euch nur mal an, wie sehr die Jungs teilweise auf dem Zahnfleisch daherkommen.

Henning Fritz: Den 16er-Kader halte ich für eine gute Sache. Zumindest wenn es entsprechend der Idee, die dahintersteckt, auch umgesetzt wird. Dass man eben Spielern, die ein Zweitspielrecht haben, mehr Einsatzmöglichkeiten gibt. Dass man Spielern, die in der Champions League gefordert sind, Pausen einräumt. Man muss es einfach ausprobieren. Es ist wie mit allen Änderungen. Man sollte diese in regelmäßigen Abständen prüfen und - falls man feststellt, dass sie nicht zielführend sind - auch gegebenenfalls wieder verändern. Ähnlich ist es mit der Änderung auf zwei Absteiger.